Bernard Ostersiek: Deutsche Bäderstraße, Kantonesisches, Sagenhaftes“  


    Deutsche Bäderstraße

    Die Bäder sind da zum Genesen,
    und hier kann von ihnen man lesen
    in Auswahl, ganz recht,
    die Namen sind echt –
    ich bin schon in allen gewesen...

    Die männlichen Leut‘ von Bad Adelholzen
    sind oftmals schon förmlich dahingeschmolzen,
    wenn Kurschatten kamen
    in Form schöner Damen –
    dann hatten sie gar nichts von Hagestolzen.

    Ein Bäcker, bekannt in Bad Aibling
    und spöttisch bezeichnet als „Laibling“,
    bekam’s nicht gebacken,
    sein Image zu knacken
    als überaus tuntiger „Weibling“.

    Es mopste ein Gast in Bad Ast
    bedächtig und fast ohne Hast
    vom Schreibtisch der Bullen
    Getränke und Stullen.
    Die merkten’s – jetzt sitzt er im Knast.

    Manch‘ „-bach“ kommt in Kurbädern vor.
    Schon klingelt bei Griesbach mein Ohr.
    Und Abbach und Brambach
    und Endbach und Schwalbach
    vervollständigen diesen Chor.

    Ein Bauer aus Bad Bayersoien
    vergnügt sich im Sommer beim Hoien,
    und wenn’s dann nicht regnet,
    kein Sturm ihm begegnet,
    dann kann er sich nicht genug froien.

    Es tobte ein Gast in Bad Berka
    geradezu wie ein Berserka
    und quiekt‘ wie ein Schwein,
    man lochte ihn ein –
    jetzt sitzt er in U-Haft im Kerka.

    Es war eine Maid aus Bad Bertrich,
    die schnappt‘ eines Nachts mal der Gert sich,
    doch ließ er’s bald bleiben,
    mit ihr was zu treiben:
    „Ich glaube, da tritt doch ein Pferd mich.“

    Ein kölnischer Gast in Bad Bevensen
    (genauer: der Pitter-Jupp Schreven sen.)
    hatt’s eilig zur „Schüssel“
    und wollte den Schlüssel:
    „Nu maache se, maache se, jeven sen!“

    Ein Autonarr lebt in Bad Bibra,
    geboren im Sternzeichen „Libra“.
    Das heißt, ohne Frage,
    wohl „Pfund“ oder „Waage“
    und hat nichts zu tun mit „Calibra“.

    Es war mal ein Paar aus Bad Birnbach,
    das kriegte mit Freunden aus Kirn Krach.
    Der Anlass war nichtig
    und wirklich nicht wichtig –
    im Grunde war’n allesamt hirnschwach.

    Bad Bodendorf (Sinzig am Rhein)
    ist wirklich so winzig und klein,
    dass man’s übersieht,
    wenn dorthin man zieht,
    und glaubt, an der Kinzig zu sein.

    Der Boden, so heißt‘s in Bad Bodenteich,
    sei außergewöhnlich torfsodenreich.
    Fällt wer in die Matsche
    und sitzt in der Patsche,
    dann werden ihm sämtliche Loden weich.

    Es war mal ein Kerl in Bad Boll
    bekannt als ein ziemlicher Proll:
    Verwechselte „Laufen“
    am liebsten mit „Saufen“
    und war meistens sternhagelvoll.

    Es hat mir „der Rhein“ schon Bad Breisig
    belegt samt dem Opa und Zeisig.
    Wenn’s wieder passiert,
    sind die irritiert –
    und dann reagieren sie eisig.

    Es brannte des Nachts in Bad Bruckhaus
    vom örtlichen Blättchen das Druckhaus.
    Die Feuerwehr flitzte
    und hetzte und spritzte
    und war dann gepflegt auf ’nen Schluck aus.

    Ein Kurgast im schönen Bad Brückenau,
    dem war es des öftern im Rücken flau.
    Da kam eine Kleine,
    die machte ihm Beine
    ganz kess mit nudistischem Brückenbau.

    Ein Pfiffikus baut‘ in Bad Camberg
    sein Häuschen im Tal und nicht am Berg.
    Es hieß, dieser Hügel
    hätt‘ zwar nicht grad Flügel,
    doch sei er ein ziemliches Schlammwerk.

    Es hatte ’ne Frau aus Bad Cannstatt
    nach kurzer Zeit schon ihren Mann satt.
    Doch nicht weil – neenee!
    Weil der an der See
    an Nacktstränden immer was anhatt‘.

    Es lacht sich im Wald von Bad Ditzenbach
    ein Rehbock an schlüpfrigen Witzen schwach.
    Es nervt sein Gelächter
    den Jagdrevierpächter:
    „He, Schluss jetzt! Sonst machen’s die Kitzen nach!“

    Es brüllte ein Gast in Bad Doberan:
    „Nun bringen Sie endlich den Ober an!
    Denn dauert’s noch lange,
    dann bin ich nicht bange
    und schicke dem Kerl meinen Dobermann!“

    Ein Schwefelmoorbad ist Bad Driburg
    und nicht, wie zum Beispiel Bad Iburg,
    von Kneippschen Gewässern,
    die Därme verbessern –
    und außerdem gibt’s dort ’ne Iburg.

    Es wollte ein Knilch aus Bad Düben
    das Trinken von Branntewein üben
    und goss ihn sich munter
    die Kehle hinunter
    in kleinen und größeren Schüben.

    Es traf eine Frau aus Bad Eilsen,
    ’nen alternden Popstar, und weil se‘n
    so liebt‘ über alles
    im Falle des Falles,
    da fand auch noch unbändig geil se’n.

    Zwei Biker, die fuhr’n in Bad Elmen
    verbotswidrig anstatt mit Helmen
    auf Kopf und auf Haar,
    weil Fasching grad war,
    die Kappen von Narren und Schelmen.

    Ein Firmenchef galt in Bad Elster
    als langsam und nicht eben hellster.
    So ging er denn pleite,
    er suchte das Weite
    und fand es, so sagt man, als Schnellster.

    Es schätzte das Salz von Bad Ems,
    ein pfiffiger Jäger aus Krems.
    Er lud seine Zwille
    mit „Emser Pastille“ –
    erlegte damit manche Gems‘.

    Es hat mal ein Gast in Bad Essen
    bei Tische zu essen vergessen.
    Da musste er ungern
    bis abends dann hungern –
    das war kein gefundenes Fressen!

    Ein Alkohol-Fan aus Bad Gandersheim,
    mit Namen – laut Ausweis – Philander Seim,
    kam von seiner Pinte,
    wo er auch schon minnte,
    meist völlig besoffen, nie anders, heim.

    Es werden die Leut‘ in Bad Grönenbach
    gemeinhin nicht abends beim Klönen schwach:
    Eroterick-Seiten
    der „Queen“ sie begleiten
    und halten sie nächtens vor Stöhnen wach.

    Es war ein Patient in Bad Grund,
    gelinde gesagt, kugelrund.
    Der Arzt sprach: „Beim Essen
    mal nicht so viel fressen,
    denn jedes Pfund geht durch den Mund.“

    Ein Gast in Bad Höhenstadt (Fürstenzell)
    fraß voll sich mit bairischen Würsten schnell.
    Das konnte sein Magen
    tatsächlich vertragen,
    doch war er ganz elend am dürsten, gell?

    Bad Homburg und dann „.v.d.H.“
    So steht es auf Wegweisern da.
    Doch muss man nicht laufen,
    denn „H.“ heißt nicht „Haufen“ –
    nein, „Höhe“ (so ähnlich, naja).

    Bad Hopfenberg klingt zwar nach Bier,
    doch bremsen Sie lieber die Gier,
    verehrtester Leser,
    denn dort an der Weser,
    da macht das nicht grade Pläsier.

    Der Hans war zur Kur in Bad Iburg
    und voriges Jahr in Bad Driburg,
    doch kann er’s mit Bildern
    genau nicht mehr schildern:
    „Ja, war das nun die oder die Burg?“

    Ein Holländer trank in Bad Kissingen
    (er stammte – woher wohl? – aus Vlissingen)
    viel Wein und aß Törtchen,
    dann fand er kein Örtchen
    und schimpfte: „Verdalli, dit P...!“

    Es fing mal ein Girl aus Bad Kleinen
    ganz plötzlich und laut an zu weinen,
    als mitten im Schmusen
    mit Blick auf den Busen
    ihr Freund fragte: „Hast du denn keinen?“

    Ein Flame kam einst nach Bad Klevers,
    (er nannte sich Pieter van Evers)
    und wurde besoffen
    im Kurpark getroffen –
    als Folge ‘ner Flasche Genevers.

    Das Bad „Klosterlausnitz“ zu leimen
    mit astreinen Limerick-Reimen,
    ist fast nicht zu machen,
    denn solcherart Sachen
    verführen zu leicht nur zum Schleimen.

    Es ließ mal ein Kerl aus Bad Kohlgrub,
    der gerne ein Glas auf sein Wohl hub,
    ’nen jüngeren Knaben
    an Whisky sich laben
    und zwar mit dem Spruch „Auf dein Wohl, Bub!“

    Es war einer Frau aus Bad König
    ein Ehemann deutlich zu wenig.
    Sie sprach davon ehrlich:
    „Es ist nicht gefährlich,
    wenn ich das andauernd beschönig‘.“

    Zwei ältliche Herrn in Bad Kösen,
    die taten gern Schachproblem lösen.
    Doch ist’s bei „A sieben
    nach acht“ nicht geblieben –
    sie spielten mit Haken und Ösen.

    Es sagt‘ eine Maid aus Bad Lauchstädt,
    weil sie da grad noch was im Bauch hätt‘,
    fürs Angebot Dank:
    „I bin zwar net krank,
    doch nehmen’s zur Kenntnis, I rauch net!“

    Es fand ein Patient in Bad Lausick
    die Anwendung überaus grausick.
    Als er sich beschwerte
    und Nachlass begehrte,
    da machte er sich ziemlich mausick.

    Es sammelt‘ ein Kerl aus Bad Liebenstein
    am Vatertag all‘ seine Lieben ein:
    Die Anna, die Berta,
    die Christa, die Herta –
    ja, sollten’s denn nicht einmal sieben sein?!

    Es hörte ein Mann in Bad Linda
    die Nachbarin flüstern: „Ich bin da!
    Jetzt kannst du mich streicheln,
    mir hemmungslos schmeicheln,
    und ich kraule dich dann am Kinn da.“

    Ein Kurschatten fiel (Bad Lippspringe)
    beim Kurkonzert mal auf die Inge.
    Sie trug ihn geduldig
    und blieb ihm nichts schuldig
    und kaufte zum Schluss mit ihm Ringe.

    Es startete Fritz in Bad Münder
    die Kur als ein Zweihundertpfünder.
    Da setzt‘ man den Kurgast
    gefühllos auf „Halb-Mast“
    und macht‘ ihn gewaltsam gesünder.

    Es brach in Bad Münster am Stein
    ein kurender Künstler sein Bein
    nach heftiger Sause.
    Man schickt‘ ihn nach Hause,
    was gut in Neumünster könnt‘ sein.

    Fürst Pückler, einst Herr zu Bad Muskau,
    der legte sich mal in der Fluss-Au
    des Nachts auf die Lauer,
    zu sehen genauer,
    wer dort seiner Frau einen Kuss klau‘.

    Im Weserland trifft in Bad Nammen
    man häufig auf propere Ammen.
    Bei solch einer Ansicht,
    da kann mancher Mann nicht
    umhin, sich für sie zu entflammen.

    Es schickte ein Gast in Bad Nauheim
    beim Kneipenbesuch seine Frau heim.
    Dann zechte er heiter
    bis Zapfenstreich weiter
    und torkelte dann völlig blau heim.

    Im Rotlichtmilieu von Bad Neuenahr,
    da traf man sich gern in der neuen Bar
    bei Cocktails mit Damen
    exotischer Namen,
    bei denen das nie zu bereuen war.

    Ein Kurschatten sah in Bad Neuhaus
    nun wirklich nicht sonderlich treu aus.
    Und dennoch: Die Tussi
    verpasste ihm Bussi
    und ließ sich mit ihm auch im Heu aus.

    Bad Neustadt (und zwar „an der Saale“)
    besuchte Ruth mehrere Male.
    Sie trank seine Wässer,
    doch ging’s ihr erst besser
    als „Kurschättin horizontale“.

    Bad Neustadt liegt auch an der Donau,
    mitnichten dagegen im Schongau
    und schwer zu verstehen
    für manch‘ NRWehen,
    zum Beispiel, die Leute in Gronau.

    Es ärgerten mal in Bad Oexen
    ’nen Pauker die Bio-Gesoexen,
    die Blumen kaum kannten
    und falsch alles nannten –
    zum Beispiel den Plural „die Phloexen“.

    Ein Kurschatten trank in Bad Oldesloe
    mit „ihr“ einmal stundenlang Pikkoloe.
    Mit steigendem Pegel
    strich sie dann die Segel
    und fiel in sein Bett – völlig indigoe.

    Beim Feuerwehrball in Bad Orb
    kriegt‘ Pitter aus Köln manchen Korb.
    „Warum?“ wollt' er wissen,
    ein Girl grinst' gerissen:
    „So ist das nun mal hier im Dorp.“

    Es lud ein Gespenst in Bad Ottenstein
    gern Kurgäste in seine Grotten ein.
    Doch sollten die Gäste
    der nächtlichen Feste
    nach Möglichkeit ohne Klamotten sein.

    Es warf in Bad Peterstal (Griesbach)
    ein Maurer dem Pfarrer mal Kies nach,
    wobei er gleich kundtat
    den Grund dieser Untat:
    „Das Glockengeläut macht mich fies wach!“

    Im größten Gestüt von Bad Rappenau
    sind nicht nur die älteren Rappen grau,
    doch sollt‘ es wer wagen,
    den Grund zu erfragen,
    riskiert er ganz fix einen „Klappen“-Hau.

    Es wunderte sich in Bad Reiboldsgrün
    ein Kurgast am Tag, dass die Rosen blüh’n,
    doch abends am Tresen
    ist’s anders gewesen:
    Da schluckt‘ er die Pilze – nein, Pilse – kühn.

    Es brach sich Marie in Bad Reichenhall
    den Hals, wie ihr Bruder beim gleichen Ball.
    Das ist nicht zum Lachen,
    doch kann man nichts machen –
    man findet sie jetzt in der Leichenhall.

    Ein Gast in Bad Riedlingen (Kandern),
    der sollte „vom Arzt aus“ viel wandern.
    Da ging er im Städtchen
    brav aus mit den Mädchen
    und munter von einer zur andern.

    Ein seltsamer Kerl in Bad Rothenfelde
    spazierte des Nachts auf dem Totenfelde.
    Doch nicht um zu kiezen:
    Er brachte Notizen
    den Gräbern und lebte vom Botengelde.

    Ein Badegast in Bad Salzdetfurth
    der nachts sich gern jemand ins Bett zurrt,
    der hatte die Wahl,
    ob Kopf oder Zahl,
    und sagte: „Dich finde ich nett, Kurt!“

    Es ist eine Gör‘ aus Bad Salzig
    mit dreizehn so auffallend balzig,
    dass nicht nur in Schenken
    ganz ohne Bedenken
    wer grade sie sieht, sie gleich krallt sich.

    Im Sportverein von Bad Salzschlirf,
    da brüllte der Trainer Hans Kirf:
    „Du Lahmarsch von Stürmer!
    Nun zähl nicht die Würmer!
    Geh ran an die Bude und – wirf!“

    Das Staatsbad, in dem ich hier wohne,
    ist reimlich nicht grad ’ne Kanone.
    Zwar mundet sein Salz
    manierlich auf Schmalz,
    doch „uflen“ steht buchstäblich ohne.

    Es fraß ein Patient in Bad Sassendorf
    statt in ihm zu baden, den nassen Torf.
    Da ging dann das Moor
    (Fiesco macht’s vor),
    und er kratzt‘ vom Hintern nur blassen Schorf.

    Es klaute ein Mann aus Bad Schandau
    Computer bei ALDI in Landau.
    Doch suchte man ihn
    bereits in Berlin –
    jetzt sitzt er im Kittchen in Spandau.

    Ein Kurgast, der turnt‘ in Bad Schussenried,
    bequem, wie er war, stets im letzten Glied.
    Die Krankengymnaste,
    der das nicht so passte,
    zum „Nachsitzen“ ihn in ihr Bett beschied.

    Es war mal ein Mann aus Bad Schussenried,
    der plötzlich in Omsk untern Bus geriet,
    was schnell dazu führte,
    dass er sich nicht rührte
    und standhaft seitdem jeden Russen mied.

    Es schimpfte ein Mann in Bad Schwartau:
    „Sag bloß nicht, es sei schon mein Bart grau!
    Lässt du das nicht sein,
    dann kriegst du was rein,
    indem ich dir eins auf die Schwart‘ hau!“

    Es heißt, Bad Sebastiansweiler,
    das passe in keinen Verteiler.
    Mag sein. Doch die Schützen,
    die niemandem nützen,
    die schießen dort laufende Keiler.

    Ein Kurschatten lebt‘ in Bad Seebruch
    getreu seinem uralten Wahlspruch:
    „Wenn so ein Kontakt
    mich erst einmal packt,
    dann mach‘ ich mir auch nichts aus Eh’bruch.“

    Es glaubte ein Narr, in Bad Segeberg
    da jobbte Karl May in ‘nem Sägewerk.
    Und noch ’ne Chimäre
    erzählt‘ er „auf Ehre“:
    Dort hießen die Schlaglöcher „Wege-Särg‘“.

    Es klopften in (Vlotho)-Bad Senkelteich
    die Ärzte dem Peter die Schenkel weich,
    doch als man erblickte,
    dass er sich verknickte,
    da führt‘ man wie Knopp ihn am Henkel gleich.

    Es fand eine Frau aus Bad Soden
    für‘n Ehemann ganz neue Moden:
    Sie stach ihn recht lose
    mit Stacheln der Rose
    und zupfte auch an seiner Hose.

    Es wollt‘ sich ein Gast in Bad Steben
    genau auf dem Markt übergeben,
    doch war man dort nicht
    so sehr drauf erpicht –
    und deshalb ging alles daneben.

    Es motzte ein Gast in Bad Steinbeck,
    dass man ihn im Moor fast schon einweck‘.
    Dann tät’s ihm auch stinken,
    die Sole zu trinken –
    viel besser wär’n Helles aus Einbeck.

    Es liefelten sich in Bad Sülze
    fünf Gäste ein mächtig‘ Gesülze.
    Sie waln beim Chinesen
    zum Essen gewesen.
    Da hapelte es an del Wülze.

    Es lud nach Bad Teinach(Strich)Zavelstein
    ein Wirt einen Gast von der Havel ein.
    Doch war er ihn leid
    nach ganz kurzer Zeit:
    Wie schrecklich nur musst‘ sein Geschwafel sein!

    Es glaubte ein Gast in Bad Tölz,
    weil’s sommerlich heiß war, er schmölz.
    Doch vor dem Ermatten,
    da ging er im Schatten
    verloren im Kurparkgehölz.

    Es ärgert das Volk in Bad Überkingen,
    die Dauer-Verwechslung mit Überlingen:
    „Das kann doch nicht gehen!
    Das muss man doch sehen!
    Wie kann man’s den Blödmännern rüberbringen?“

    Es tüftelte mal in Bad Urach
    ein Arzt nach der richtigen Ursach‘
    von Peters Beschwerden,
    doch konnt‘ das nichts werdern,
    denn der inhalierte nur Asbach.

    Es liebte im Wald von Bad Vilbel
    ein Floh ein gar liebliches Milbel.
    Dann macht‘ er die Mücke,
    ihr Herz brach in Stücke –
    doch klagte sie nicht mal ein Silbel.

    Ein Kerl war zur Kur in Bad Waldliesborn,
    der hatte ’ne ziemliche Tonne vorn.
    Gefragt nach der Her-
    kunft sagte dann er:
    "Die hab ich vons Bierchen un vonne Korn."

    Es träumte ein Wirt in Bad Waldsee,
    er hätte Besuch von der Waldfee,
    und die tät ihn fragen,
    in wie vielen Tagen
    denn endlich der Hochzeitssekt kalt steh‘.

    Es wurde ein Mönch aus Bad Weilbach
    beim Schlafen im D-Zug-Abteil wach.
    Er sah aus dem Fenster,
    gewahrte Gespenster
    und dachte gleich über sein Heil nach.

    Hans Scheibner, zur Kur in Bad Wiessee:
    „Am Fließband ich stets das und dies seh.
    Und was ich mal mies fand,
    verfließt sich am Fließband,
    vor allem, wenn ich dafür „Kies“ seh.“

    Es kaufte ein Gast in Bad Wildbad
    ein Schmuckstück aus Silber und Schildpatt
    für Kurschattens Busen,
    damit er beim Schmusen
    den Blick auf das richtige Bild hatt‘.

    Es wollte ein Gast in Bad Wildstein
    recht gern über alles im Bild sein.
    Er las die Gazetten,
    und nachts in den Betten
    da wollte er hauptsächlich wild sein.

    Es ärgerte sich in Bad Wilsnack
    ein Gast an ’nem schönen Aprilstag:
    Dem Nachbarn am Tresen,
    dem wollt‘ er was lesen,
    falls der wieder mal in sein Pils kpack‘.

    Es war eine Frau in Bad Wimpfen
    beim Kurhausball mächtig am schimpfen,
    als Jünglinge antraten
    und brav sie zum Tanz baten:
    „Ich tanze doch nicht mit euch Pimpfen!“

    Beim Kurhausball dort in Bad Wörishofen
    (vielleicht war es auch in Bad Königshofen)
    da ging eine Dame,
    Anett war ihr Name,
    mit Rundfunkmann Paul-Elmar Jöris schwofen.

    Es plumpste ein Gast in Bad Wurzach
    ganz ungeschickt in einen Sturzbach.
    Er hat sich die Knochen
    zum Glück nicht gebrochen,
    doch schickt‘ er dem Bach einen F...luch nach.

    Es fuhr mal ein Kerl aus Bad Zollern
    sein Auto platt zwischen zwei Pollern.
    Da stieg er – nicht dumm –
    vom Schrottauto um
    und fährt ab sofort nur mit Rollern.

    Ein Schreiberling sollt‘ in Bad Zwesten
    für Michelin Gaststätten testen.
    So soff sich der Schlurch
    zwei Wochen lang durch –
    natürlich nur immer „vom Besten“.

    Es wollte ein Gast in Bad Zwischenahn
    am dortigen Meer sich den Fischen nah’n.
    Sein Bötchen war undicht,
    verdarb ihm die Umsicht.
    Da schrie er: „Ich will einen frischen Kahn!“


    ...
    und anliegende Seitenwege

    Ägypten
    Es lachte sich Fritz in Bad Heloan
    den spritzigen Kurschatten Helo an,
    doch griff mit der Hippe
    ihn an ihre Sippe,
    da floh er ganz schnell mit dem Vélo dann.

    Belgien
    Den griffigen Namen von Spa
    man lang schon in England gern sah.
    Doch in den Ardennen
    gibt’s heute mehr Rennen,
    und Schumi ist auch schon mal da.

    England
    There was a young lady in Bath,
    who fell for a man on a path
    alongside the Otter,
    but being a rotter,
    he massacred her with a lath.

    A patient was stolen in Bristol
    some valuable pen made of crystal.
    But to his relief
    he caught the bold thief
    and shot him right down with his pistol.

    Unsavoury patients at Harrogate
    procouncing yon „Kursaal“ a narrow pit,
    assert that, however
    one tried, it would never
    get rid of those traces of sparrow shit.

    Frankreich
    „La Reine“ kurte in Forges-les-Eaux
    (im Bettchen, da klappt‘ es nicht so).
    Neun Monate drüber
    da war sie dann über
    Klein-Ludwig (den Vierzehnten) froh.

    Luxemburg
    Un homme, né à Mondorf-les-Bains,
    préfère des croissants et des pains
    trouvés à la gare
    Paris-Saint-Lazare,
    seulement s’ils sont faites à la main.

    Österreich
    Es sagt‘ ein Patient in Bad Aussee,
    dass gerne er früher nach Haus geh‘,
    weil Sport und Diät
    so gut ihm nicht tät
    und er reichlich mager schon ausseh‘.

    Es trank sich ein Gast in Bad Hall
    mit Brunnenergüssen ganz prall.
    Da stach ihn ein Madel
    ganz fix mit ’ner Nadel –
    was gab es da bloß für ’nen Knall!

    Polen
    Am Marktplatz da gibt‘s in Bad Schmecks
    von Vögeln ganz oft manchen Klecks
    auf Sachen und Leute.
    Die schämen sich heute
    und später noch sehr dieses Drecks.

    Schottland
    There was young rascal of Moffat,
    who didn’t know better than scoff at
    the size of the pearls
    of numerous girls,
    but gracefully took what they offat.

    Schweiz
    Es kurte recht oft in Bad Schauenburg
    Fürst Bismarck als Herzog von Lauenburg.
    Dort hetzte er Hunded
    zwecks Purzelns der Pfunde
    und wohnte ganz gern in der „grauen“ Burg.

    Tschechien
    In Karlsbad, auch Karlovy Vary,
    traf Rudolf die Vetsera Mary,
    und weil die so jung war
    und er so voll Schwung war,
    verschmähte er gar Mata Hari.

    Wales
    The parson of Llandrindod Wells,
    well-known for his ringing of bells,
    persuaded his daughter
    to savour the water
    which trickles from bells during knells.



    „Kantonesisches“

    Es leistete sich mal in Aargau
    ein Arzt einen billigen Spar-Bau,
    doch leert‘ er beim Einzug
    ’nen riesigen Weinkrug
    und war bis ins folgende Jahr blau.

    Es pinselte einmal in Appenzell
    ein Lümmel das Kantonats-Wappen hell.
    Doch packt‘ ein Gendarm
    ihn kurz drauf beim Arm
    und ließ ihn ein Knöllchen berappen schnell.

    Es glänzte ein Bauer aus Basel
    mit unglaublich dummem Gefasel,
    es sei bei den Nüssen
    genau wie beim Küssen,
    und „Wal“ sei halt dicker als „Hasel“.

    Es war eine Schönheit aus Bern,
    die stieg in der Dunkelheit gern
    und über die Maßen
    am Rande der Straßen
    ins Auto entsprechender Herrn.

    Ein Pfandhausbesitzer aus Freiburg
    betrieb sein Geschäft in ’ner Leih-Burg
    vor allem mit Dänen
    und vielen Rumänen,
    weshalb man ihn kannte als „Lei-Turk“.

    Es futterte einmal in Genf
    ein Kneipengast namens Bert Haenf
    ganz ohne zu dürsten
    zu zwei Dutzend Würsten
    vor Zeugen fast drei Gläser Senf.

    Ein Schüler verwechselt‘ in Glarus
    den Wildschützen Tell mal mit Varus.
    Dass beide so machten
    ganz gern mit beim Schlachten,
    das malte mal Carl Gustav Carus.

    Es wollte ein Maurer in Graubünden
    fürs Wochenend‘ mal einen Bau gründen
    und setzte die Wohnung
    im Wald in die Schonung –
    und drum nennt man sowas auch Bausünden.

    Es ging eine Frau in Luzern
    (die Schwester der Schönheit aus Bern)
    am Bordstein als Schwalbe
    aufs Ganze (nix halbe!),
    und das außerordentlich gern.

    Es hielt sich ein Metzger aus Neuenburg
    für fast so bedeutend wie Demiurg,
    den Bildner von Welten,
    doch tat er nur gelten
    als ziemlich gewöhnlicher Ross-Chirurg.

    Es fand eine Maid aus Sankt Gallen
    an zahlreichen Knaben Gefallen.
    Doch sich zu bescheiden,
    das mocht‘ sie nicht leiden –
    und deswegen trieb sie’s mit allen.

    Es glaubte ein Angler in Schaffhausen,
    es würde ihn grade der Aff‘ lausen:
    Er fing zwar ’ne fixe
    und propere Nixe,
    doch ließ er die - vollständig baff - sausen.

    Es trieb sich ein Macker aus Schwyz
    in Hamburg herum auf dem Kyz.
    Er wirkte brutal
    in manchem Lokal –
    da schnappte sich ihn die Justyz.

    Es wollte ein Mäkler aus Solothurn
    nicht immer nur leserbrief-solo murr’n.
    Da bracht‘ er sich ein
    im nächsten Verein –
    wo „um“ sie die Schwester von Golo gurr’n.

    Es hatte ein Herr im Tessin,
    was Partnerschaft angeht, ‘nen Spleen:
    Er hielt für Spagate
    Kontaktinserate
    so etwa wie das: „Er sucht ihn.“

    Beim Wein sprach Herr Müller aus Thurgau:
    „Dieweil ich jetzt grad‘ auf die Uhr schau‘ –
    ich sehe mal eben
    am Hang nach den Reben,
    denn sonst bin ich wieder mal nur blau.“

    Es wollten Reformer aus Unterwalden
    nach spanischem Vorbild auch dort Alcalden,
    doch beim Plebiszite
    gab’s leider ’ne Niete –
    so wuchsen die Makulaturenhalden.

    Es mocht‘ ein Lateiner aus Uri
    nicht Bücher wie das über „Fury“.
    Er sagte: „Die Pferde
    soll’n weg von der Erde.
    Und kurz heißt das nur: Morituri!“

    Es war mal ein Schüler aus Waadt
    im Unterricht sehr rabiat.
    Der Lehrer, nicht bange,
    ertrug das nicht lange
    und gab ihm ’ne deftige „Naht“.

    Es lernte ein Schüler im Wallis
    Geschichtliches von Lord Cornwallis.
    Das nützte nicht viel:
    Er wusste beim Spiel
    am Ende nicht mal, was ein Ball is‘.

    Es kriegte ein Schlachtschiff aus Zug
    ganz plötzlich mal eins vor den Bug,
    worauf es rochierte
    und sich revanchierte –
    auf jeden Fall war das nicht klug.

    Es war mal ein Gauner aus Zürich
    auf seinem Gebiet ziemlich rührich,
    und fragten ihn Leute:
    „Wohin mit der Beute?“,
    dann sagt‘ er: „Steck‘ hinter die Tür ich.“

     

    •  


    Sagenhaftes

    Aachener Dombau

    In Aachen gab’s lange Gesichter:
    Beim Dombau erloschen die Lichter,
    denn Geld und Devisen
    war’n tief in den Miesen –
    so jedenfalls singen‘s die Dichter.

    Da tauchte ein Kerl auf – vom Bösen
    ein Bote, mit Haken und Ösen
    und widerlich lachend
    das Angebot machend,
    er werd‘ das Dilemma schon lösen:

    „Ich gebe euch gerne die Knete
    für’n Dombau, die innigst erflehte.
    Als Lohn ich befehle
    vom Ersten die Seele,
    der jemals die Kirche betrete.“

    Dem stimmten die Aachener zu
    und kriegten das Geld auch im Nu.
    Sie bauten den Dom
    (nicht ganz wie in Rom)
    und freuten sich über den Coup.

    Dann pilgerten sie in den Wald
    und haben im Dickicht alsbald
    mit einigem Glück
    das wildeste Stück
    der zahlreichen Wölfe gekrallt.

    Und den expedierten sie schlau
    als ersten Besuch in den Bau.
    Der Teufel, voll Lust,
    zerriss ihm die Brust –
    und machte entsetzlich Radau.

    Er brüllte: „Ihr habt mich gelinkt!
    Und weil mir das fürchterlich stinkt,
    werd‘ ich dafür sorgen,
    dass Aachen schon morgen
    in sandigen Massen versinkt!“

    So fegte der Satan durchs Land
    und scheffelte Unmengen Sand.
    Doch war ohne Glück
    die Reise zurück,
    weil er seinen Weg nicht mehr fand.

    Dazu war die Last ihm recht schwer,
    und Gegenwind plagte ihn sehr.
    Da fragte er schlau
    ’ne ältere Frau,
    wie weit es nach Aachen noch wär‘.

    Die Alte war schon ein Filou.
    Sie zeigte dem Teufel die Schuh‘:
    „Die tat ich besorgen
    in Aachen heut‘ morgen –
    jetzt sind sie kaputt, so wie du!“

    Da warf der Gehörnte den Sand
    zu Boden mit wütender Hand,
    verließ unter Schnaufen
    den sandigen Haufen –
    der heut‘ ist als „Losberg“ bekannt.


    Die Argonauten

    Die Kälte in Hellas war grell,
    drum hätte man gerne ein Fell
    (nicht grade von Elfen),
    um „ab“ dem zu helfen –
    da fuhren nach Kolchis sie schnell.

    Denn dort gab’s das „Goldene Vlies“
    vom Schaf (oder sowas wie dies):
    Das war da zu holen,
    geschnorrt („slash“) gestohlen –
    wenn einer den anderen ließ,

    sofern da nicht irgendso‘n Drache,
    der dort – gegen Geld auf der Wache –
    im Schutz seines Latzes
    zum Hüten des Schatzes
    ‘n Strich durch die Rechnung ihm mache.

    Drum rüstete Iason ’ne Flotte
    (mit Seeleuten übelster Rotte),
    und wirklich: Die kamen,
    Medea im Namen,
    trotz Drache erfolgreich zu Potte.

    Das wichtigste Schiff war die „Argo“,
    verwendbar für Kreuzfahrt und Cargo,
    mit Kiel und Kajüte
    von oberster Güte –
    die segelte presto, nicht largo.


    Barbarossa im Kyffhäuser

    Als Rotbart, der Kaiser, gestorben,
    da war er noch längst nicht verdorben.
    Da machten Gerüchte
    aus ihm reife Früchte
    in Thüringen und bei den Sorben:

    Im Kyffhäuser hat er verwahrt
    den widerlich-rostroten Bart.
    Der wuchs immer frisch
    und flott in den Tisch –
    das hat das Rasieren erspart.

    Dass Raben den Hügel umkreisten,
    um sich eine Runde zu leisten,
    nach der sie wohl lechzen
    bei endlosem Krächzen,
    das wissen inzwischen die meisten.

    Nun hat so ein halbblinder Seher
    und schmählicher Worteverdreher
    dem „Barba“ gesagt:
    „Wenn die wer verjagt,
    dann wirst du zum Grab-Aufersteher.“

    Drum steigt er nun einmal im Jahr
    (der Hoffnung, im Grunde zwar, bar)
    ans Licht aus dem Sarg,
    der dorten ihn barg,
    zu sehen, ob das würde wahr.

    Doch hat man bis heute vernommen:
    „Die Raben sind wieder gekommen!“
    Und so ist der Kaiser,
    mal lauter, mal leiser,
    ins Reich der Legenden entschwommen.


    Echte und falsche Barmherzigkeit (aus Westfalen)

    Ein Mann, arm und alt, bat Frau Pier
    um Essen und nächtlich‘ Quartier.
    Die Frau war sehr fromm
    und sagte gleich: „Komm,
    was da ist, das teil‘ ich mit dir.“

    Am Morgen, der Mann wollte gehn,
    da hat Witwe Pier noch gesehn,
    wie ärmlich sein Kleid.
    Da tat er ihr leid,
    und drum ließ sie so ihn nicht stehn.

    Da gab sie ihm von ihrem Leinen
    ’nen Ballen mit (und keinen kleinen).
    Er dankte ihr sehr,
    und dann musste er
    vor Rührung noch bitterlich weinen.

    Er sagte: „Ich kann dir nichts geben,
    doch mögest du heute erleben,
    dass Segen dir bringe
    das erste der Dinge,
    an das du dich könntest begeben.“

    Frau Pier, die das nicht recht verstand,
    die gab ihm zum Abschied die Hand.
    Dann ging vor dem Essen
    ihr Leinen sie messen –
    als schnell die Bedeutung sie fand:

    Das Messen nahm nämlich kein Ende,
    das Leinen vermehrt‘ sich behende
    und reichte am Abend,
    kaum Platz jetzt mehr habend
    in jedem Raum bis an die Wände.

    Das sah die Frau Nachbarin Klei,
    und neugierig kam sie herbei.
    Sie hörte die Mär
    und wünschte sich sehr,
    der Mann käm‘ bei ihr auch vorbei.

    Sie dachte: „Ich würd‘ mich nicht quälen
    mit Messen. Ich würde was wählen,
    was mehr bringt als Leinen.
    Ich werde die kleinen
    Dukaten und Goldstücke zählen.“

    Nach Wochen, so drei oder vier,
    da klopfte der Mann auch bei ihr.
    Sie hieß ihn willkommen
    mit Augen, die glommen,
    und gab ihm ein Mahl und Quartier.

    Am Morgen, der Mann wollte gehn,
    da hat Tante Frei zwar gesehn
    sein ärmliches Kleid,
    doch tat’s ihr nicht leid,
    und locker ließ sie ihn da stehn.

    Er sagte: „Ich kann dir nichts geben,
    doch sollst du ohn‘ Ende erleben,
    dass Segen dir bringe
    das erste der Dinge,
    an das du dich möchtest begeben.“

    Und als sich die Dame schon freute
    an ihrer zukünftigen Beute,
    da ging sie (kein Jokus!)
    noch schnell auf den Lokus –
    und da, tja, da sitzt sie noch heute.


    Beowulf

    Am Hrothgars-Hof trank man gern Met,
    und wie’s bei Gelagen so geht:
    Da wird dann gesoffen,
    ganz schändlich und offen,
    bis allen die Birne sich dreht.

    Doch lagen im Rausch dann die Leute,
    worüber der Mundschenk sich freute,
    dann kam aus dem Moor
    ein Unhold hervor
    und fraß ein paar Zecher als Beute.

    Da wurden die Zecher und Sänger
    von Mal zu Mal bange und bänger.
    Sie konnten ja sehen
    (sollt’s weiter so gehen):
    „Das halten wir durch nicht viel länger!“

    Die Kunde von solcherlei Schoten
    drang auch in die Gegend der Goten.
    Dort hoben die Zecher
    ironisch den Becher
    und rissen die wildesten Zoten.

    Herr Beowulf schalt seine Männer:
    „Ihr seid doch erbärmliche Penner!
    Potz, Zwerge und Elfen,
    da müssen wir helfen!
    Get ready – wir segeln im Jänner!“

    So fuhr denn die Beowulf-Meute
    zur Rettung der Hrothgar-Met-Leute,
    die froh sie empfingen
    mit Saufen und Singen –
    das wissen Anglisten noch heute.

    Am Ende des Balls (Ende offen!)
    war’n wieder mal alle besoffen,
    doch nüchtern zur Sache
    ging Beowulfs Wache,
    und das ließ selbst Hrothgar stark hoffen.

    Der Unhold hieß übrigens Grendel
    (aus Reimgründen hasst‘ er Lavendel).
    Der fraß gerne Zecher,
    vor allem mit Becher,
    und liebte auch knackige Händel.

    Der Grendel kam also vom Moor
    und stellt‘ sich‘s ganz leicht wieder vor,
    doch schnappt‘ Beos Falle
    heut‘ zu wie ’ne Kralle
    und knallte ihm eine ans Ohr.

    Da wurd‘ es dem Grendel ganz warm,
    und außerdem spürt‘ er den Darm:
    Drum riss er sich los
    mit flatternder Hos‘ –
    doch kostete ihn das ’nen Arm.

    Damit den auch jedermann sähe,
    hängt‘ Beowulf diese Trophäe
    präzis und penibel
    an Hrothgar sein‘ Giebel –
    und galt dann als d i e Koryphäe.

    Doch noch war nicht alles in Butter;
    denn Grendel besaß eine Mutter,
    ’ne fies‘ und gemeine,
    erpicht auf das Eine,
    sprich: massenhaft menschliches Futter.

    Doch Beowulf war drauf versessen,
    die Kräfte mit dieser zu messen.
    Mit Helm und mit Strumpf
    betrat er den Sumpf,
    und fast hätt‘ das Weib ihn gefressen.

    Ein Schwert an der Wand in der Matsche
    half glücklich ihm doch aus der Patsche:
    Er hat sich gewehrt
    mit selbigem Schwert,
    und „Mama“ bezog eine Klatsche.

    Dann tötete Beo die Beiden
    und tat ihre Köpfe beschneiden.
    Sie war’n der Beweis
    für Schneid und für Fleiß –
    das ließ König Hrothgar beeiden.

    Zum Dank schmiss er auch eine Sause
    mit Met und ’ner üppigen Jause
    zur Stärkung der Helden.
    Dann ließ er vermelden:
    „Herr Beowulf will jetzt nach Hause.“

    Zurück dann im Lande der Goten
    wurd‘ Beo der Thron angeboten.
    Dort saß er vernünftig
    und fünfzig Jahr‘ zünftig,
    bis wieder Gefahren ihm drohten.

    Es schob da im Walde ein Drache
    auf güldenen Schätzen die Wache.
    Der kannte die Händel
    von Beo und Grendel
    und sann schon seit langem auf Rache.

    Drum machte Herr Beowulf Dampf
    und rüstete sich für den Kampf.
    Der fand dann auch statt
    und ging zunächst glatt –
    es bebte der Wald vom Gestampf.

    Und weil sich die Kämpfer wie Ringer
    verabreichten manch‘ einen Schwinger,
    verspritzten die Säfte,
    erlahmender Kräfte,
    und endlich gab’s keinen Bezwinger.

    So streckten sie beide die Pfoten
    und zählten kurz drauf zu den Toten –
    so lautet recht vage
    die Beowulf-Sage,
    geschehen im Lande der Goten.


    Die feindlichen Brüder

    Es liebten in höfischem Bau
    vor Zeiten zwei Brüder ‘ne Frau.
    Die tat sie betören
    mit Äpfeln und Möhren –
    das stahl sogar Eva die Schau.

    Sie war so sehr lang (und auch) -beinig,
    und beide Jungs waren sich einig:
    „Und mag der auch wollen –
    ich geh‘ in die Vollen
    und will diese Tussi alleinig!“

    Zuerst ließen sie das Weib wählen,
    mit wem sie sich wolle vermählen,
    doch weil sie nur lachte
    und gar nicht dran dachte,
    da ließen sie sich nicht mehr quälen.

    Sie einigten sich dann sehr schnell
    auf Ehre, und zwar zum Duell:
    vermittels der Waffen
    Entscheidung zu schaffen ,
    das sei doch zumindest reell.

    So schlugen sie nachts sich im Park
    und trafen einander ins Mark.
    Das Weib kam ans Weinen:
    es hatte nun keinen –
    die lagen ja beide im Sarg.


    Die Heinzelmännchen von Köln

    In Köln war’s angeblich vordem,
    wenn faul einer war, recht bequem:
    Dann macht‘ er auf krank
    und schlief auf der Bank –
    so jedenfalls läuft ein Poem.

    Es gab nämlich Zwerge, so kleine,
    die brachten gern alles ins Reine:
    sie knackten und packten
    Probleme und Akten –
    und das ohne Stechuhr und Scheine.

    Zum Beispiel beim Küfer im Keller:
    da schafften sie wie die Propeller
    das köstliche Nass
    hinein in das Fass:
    den Riesling und auch Muskateller.

    Beim Bäcker, da backten sie Brot
    und Kuchen aus Dinkel und Schrot.
    Sie heizten die Tube
    der Backofenstube,
    und ausgiebig rauchte der Schlot.

    Beim Metzger vollbrachten sie Taten,
    wie „ISO Neuntausend“ geraten:
    Sie hackten die Fitzel
    und schnitten die Schnitzel
    der Sonntags- und Feiertagsbraten.

    Sie werkelten auch auf dem Bau,
    besonnen und fleißig und schlau.
    Da setzten sie Balken,
    visierten wie Falken
    und stahlen den Maurern die Schau.

    Dann retteten sie „Meister Zwirn“,
    der war etwas schwächlich im Hirn,
    und plagen tat ihn
    der Staatsrock-Termin –
    grub Falten ihm in seine Stirn.

    Es reute ihn zwar sein Gebummel,
    doch fürchtete mehr er den Rummel.
    Die Männlein, sie spähten
    und machten und nähten
    und kriegten noch fertig den Fummel.

    Nun hatte der Schneider ’ne Frau.
    Wie e r war die nicht so sehr schlau,
    doch Neugier-zerrissen
    und wollte nun wissen,
    wer nachts solche Anzüge bau‘.

    Da legte sie sich auf die Lauer,
    streut‘ Erbsen auf Stufe und Mauer,
    macht Licht, dass die Zwerge
    kein Dunkel verberge,
    und die reagierten recht sauer.

    Sie jaulten und schimpften und tobten,
    dieweil sie die Haustür erprobten
    und lästerlich fluchten,
    solang‘ sie die suchten –
    wobei sie den Abgang gelobten.

    Und deshalb: In Köln ist’s seitdem
    für Faultiere gar nicht bequem.
    Man kann nicht mehr ruhn,
    muss selbst alles tun –
    das ist das verdammte Problem.

    Es schrieb diese Mär August Kopisch.
    Da war es in Köln wohl recht tropisch.
    Drum kann man’s erlauben,
    das nicht so zu glauben.
    Es klingt ja auch reichlich utopisch.


    Helena und Menelaos

    In Sparta war‘s (und nicht in Theben).
    Da konnte der King was erleben:
    „Und tschüss, Meneläus-chen“,
    sagt‘ ihm Lene-mäuschen,
    „Ich hab‘ mich dem Paris ergeben.“

    Da sagte der König nur: „Oja!
    Vielleicht malt dich später mal Goya.
    Doch jetzt lass dir sagen,
    ich werd’s nicht ertragen
    und hol‘ dich – und sei es aus Troja!“


    Der Fliegende Holländer

    Es fuhr ein Mijnheer einst zu Schiffe,
    umsegelte Klippen und Riffe.
    Er ließ sich nicht schinden
    von Fluten und Winden
    und glaubte, er kennt‘ alle Kniffe.

    So wollte er einmal ums Kap
    (vermutlich zum Südpol hinab).
    Da machte ein Stürmchen
    den Segler zum Würmchen,
    doch machte Mijnheer noch nicht schlapp.

    Er schwor gar: „Ich werde es schaffen
    und werd‘ es euch zeigen, ihr Affen!
    Ich mach mich nicht bange
    und fahre so lange,
    bis alle mit off’nem Maul gaffen!“

    Die Meergötter waren beleidigt
    und haben gemeinsam beeidigt:
    „Der elende Spötter
    versuchte uns Götter –
    drum wird diese Durchfahrt verteidigt,

    und segeln soll der zwar behende,
    jedoch ohne sichtbares Ende!“
    Drum sieht man bis heute
    den Kaaskop samt Meute
    durchpflügen das nasse Gelände.

    Gelegentlich lässt er devot
    zu Wasser ein winziges Boot
    bei Gegenverkehr
    und bittet dann sehr:
    „So helft mir doch aus meiner Not!

    Ich hab hier ’nen ganzen Berg Briefe,
    mit den‘ ich zum Postkasten liefe,
    wenn hier einer wäre,
    doch bietet die Sphäre
    hier nichts als unendliche Tiefe.

    Könnt ihr das für mich nicht besorgen?
    Ich wüsste das Zeug gern geborgen.
    Dann harren nicht länger
    die lieben Empfänger –
    und Zeit hat das durchaus bis morgen!“

    So hat‘s ein Herr Wagner besungen
    aus vollen und kräftigen Lungen.
    Da plante er schon
    die Komposition
    „Sagt niemals nicht nie – Nibelungen!“


    Robin Hood

    Im Forest of Sherwood, da lebte
    ein Bogenschütz‘. Dieser erstrebte
    aus großem Erbarmen
    das Glück für die Armen –
    weshalb an Legenden er webte.

    So ließ er sich gerne erweichen,
    zu rauben und stehlen bei Reichen,
    was diese Erlauchten
    so nötig nicht brauchten –
    und machte die manchmal zu Leichen.

    Es wollte der Sheriff auf Biegen
    und Brechen den Robin besiegen.
    Er filzte den Wald
    nach jeder Gestalt,
    doch konnt‘ er ihn niemals nicht kriegen.


    Jung-Siegfried & Co.

    Zu Schiff fuhr Jung-Siegfried von Xanten
    rheinaufwärts nach Worms zu den Tanten,
    um sie zu besuchen
    bei Kaffee und Kuchen.
    So stand es im Brief, den sie sandten.

    Doch mitten im Rhein stieß der Nachen
    auf einen abscheulichen Drachen,
    der fauchte und spuckte,
    Jung-Siegfried, der guckte
    und fragte sich: „Was soll ich machen?“

    Zum Glück fiel sein Blick auf sein Schwert –
    antik war’s und trotzdem nichts wert.
    Das hat er geschwungen
    in Richtung der Lungen
    des Drachen und hat sich gewehrt.

    Das Schwert seinen Weg glücklich fand
    auch jenseits des Ruderboots Rand:
    Mit zweihundert Sachen
    erspießt‘ es den Drachen
    und nagelte ihn an die Wand.

    Der Drache entließ dann sein Blut
    in munter hinsprudelnder Flut.
    Das sah unser Held.
    Er hat sich entpellt
    und fand auch das Bad darin gut.

    Doch kaum war das Blut-Bad genommen,
    da kam so ein Zwerg angeschwommen.
    Es trug überm Zopf
    ’ne Kappe am Kopf
    mit Augen darunter, die glommen.

    Er schrie: „Du verdammichter Schlächter
    und schnödester Haustier-Verächter!
    Das Vieh war schon Rentner
    und wog keinen Zentner.
    Was soll drum dein blödes Gelächter?“

    Jung-Siegfried (es half ihm sein Knappe)
    gab Alberich eins auf die Klappe
    und zog ihm dann munter
    vom Schädel herunter
    die bunte und tarnende Kappe.

    Danach drang er unter Gegröle
    in Alberichs felsige Höhle.
    Dort sackt‘ mit Rabatz
    er ein dessen Schatz
    und schert‘ sich nicht um sein Genöle.

    Mit prallvollem Porte-mo-née
    macht‘ Siegfried in Worms dann Entree.
    Dort warf er den Zofen,
    und nicht nur den doofen,
    ’nen Groschen ins Dekolleté.

    Nun war’n nicht zu Haus seine Tanten,
    weil sie seinen Fahrplan nicht kannten.
    Sie waren bei ALDI
    und „Gassi“ mit Waldi,
    wobei sie sich übel verrannten.

    Und deshalb empfing ihn ein Gunter
    (Erscheinungsbild: ziemlicher Tunter).
    Er sagte: „Mein Bester,
    ich hab‘ da ‘ne Schwester,
    die treibt es wie du, nur noch bunter.“

    Jung-Siegfried war, als er die sah,
    bedrohlich dem Herzinfarkt nah.
    Er konnt‘ es nicht lassen,
    gleich „an“ sie zu fassen,
    wobei es um ihn dann geschah.

    Die Krimhild mit goldenem Haar
    ging ungeniert nahezu bar.
    Da gab er der Tussi
    gleich rechts und links Bussi,
    und schon wurden beide ein Paar.

    Da war auch aus Brünn so ’ne Wilde,
    die rasselte gern mit dem Schilde.
    Sie macht‘ sich zu schaffen
    an Anderleutswaffen
    und war da bekannt als Brünn-Hilde.

    Die platzte beinahe vor Eifersucht.
    Sie schlug auf den Tisch und schrie: „Ei, verflucht!
    Jung-Siegfried soll’s büßen!
    Mit freundlichen Grüßen.
    So wahr, wie mein Arzt seinen Kneifer sucht!“

    Sie holte den finsteren Hagen.
    Der konnte das auch nicht ertragen.
    Dem gab sie den Auftrag
    nach nächtlichem Sauftag,
    er solle Jung-Siegfried erschlagen.

    Es war zwar der Hagen gerissen,
    doch vorsorglich ließ er sie wissen,
    er hätt‘ nur ein Auge
    und ob er drum tauge,
    doch sie fand den Einwand be...scheuert:

    „Und siehst du auch wirklich nicht plastisch –
    das seh‘ ich nun gar nicht so drastisch.
    Dann musst du’s ihm eben
    mal beidhändig geben.
    Ich denke, das klappt schon fantastisch!“

    Es hat dann der Hagen gesagt:
    „Jung-Siegfried, komm mit auf die Jagd.
    Wir schießen den Hirsch
    und trinken ’nen Kirsch“,
    und das hat Jung-Siegfried behagt.

    So kam es dann, wie es wohl muss:
    Es traf ein vergifteter Schuss
    Jung-Siegfried beim Trinken
    genau in den Schinken –
    und damit sind jetzt wir am Schluss.


    Karls Reben-Segen

    Es liebt‘ Karl der Große den Wein
    Johannisbergs, dorten am Rhein.
    den ließ er sich munden
    in festlichen Stunden
    zu zweit, doch ganz gern auch allein.

    Dann trat der historische Hüne
    nach christlicher Buße und Sühne,
    so weiß die Geschichte
    verbürgter Berichte,
    in Acht-Eins-Vier ab von der Bühne.

    Doch einmal im Jahr juckt sein Schnabel
    den Kaiser so recht veritabel:
    dann weckt in der Gruft
    ihn Weinrebenduft –
    so jedenfalls weiß es die Fabel.

    Dann schwebt er als Schatten zum Rhein
    (bei Geisenheim wird das wohl sein),
    und grad wie im Leben
    fixiert er die Reben
    und segnet Johannisbergs Wein.


    The Knights of the Round Table

    King Artus betrieb eine Tafelrunde,
    wo Rittern der Fisch aus der Havel munde
    bei höfischem Ton
    und viel Diskussion –
    doch meistens geriet die zur Schwafelstunde.

    Die Königin hieß Gini Vere
    und kam ihm recht oft in die Quere,
    denn einige Ritter
    war’n längsts nicht so bitter
    wie Artus und seine Chimäre.

    Und solcher Art Ritter war Lanzelot,
    der Gini mal eine Romanze bot,
    doch Artus, der wachte,
    bis nachts es mal krachte
    und schlug dann fast diese Emanze tot.

    Dann gab es bei Hof einen Gral.
    Da taten die Ritter im Saal
    sowie ihre Sippen
    gehörig dran nippen,
    doch Artus war das nicht egal.

    Er hatte ja schließlich geschworen
    (bei Haut und Haar und bei den Ohren),
    das Ding zu beschützen
    vor solchem Benützen,
    sonst wär‘ seine Seele verloren.

    Auch freit‘ Ritter Tristan Isolde,
    von Feen bezeichnet als Holde,
    die niemand betrüge,
    doch das war nur Lüge –
    genau wie ihr‘ Mitgift von Golde.

    Amfortas litt heftige Qual,
    doch Parzival war das egal,
    drum flog er zur Stunde
    hinaus aus der Runde –
    da war’s erst mal nichts mit dem Gral.

    Da hatte schon mehr einen hohen Sinn
    der Parzival-Filius Lohengrin:
    der jagte die Schwäne
    mit fliegender Mähne,
    wo immer die Biester auch flohen hin.

    Dann hatte er einen beim Flügel,
    verpasste ihm Trense und Zügel
    und tat sich gemütlich
    am Urlaubsritt gütlich –
    zu Elsa von B.s (Villa) Hügel.

    Er sagte: „So, wie ich es sehe,
    verlangt es dich grad nach der Ehe,
    doch muss ich dir sagen,
    du darfst mich nichts fragen,
    weil ich dann sofort wieder gehe.“

    Da dachte die Elsa: „Du Rind-Mann,
    dir häng‘ ich als erstes ein Kind an.
    Dann wommermasehen,
    wer dann noch kann gehen –
    es sind doch die Männer zu blind dann.“

    So ging es auch mehrere Jahre,
    und Lohengrin blies die Fanfare,
    wenn wieder mal Rangen
    der Ehe entsprangen –
    und jedesmal Prachtexemplare.

    Doch dann fraß die Neugier das Weib.
    Sie stellte zum Zeitenvertreib
    verbotene Fragen
    und hörte ihn sagen:
    „Du weißt, das ich jetzt nicht mehr bleib‘!“

    Er pfiff dann herbei seinen Schwan,
    legt‘ Trense und Zügel ihm an,
    stieg auf, salutierte,
    das Vieh galoppierte
    mit ihm Richtung Artus-Hof dann.

    Und Artus, der itzo gewahrte,
    was ihm seine Fee nicht ersparte,
    entschied sich zu enden
    und schnell zu versenden
    sein Leben, das nicht mehr aparte.

    Dann warf er den Säbel Excalibur,
    bestehend aus Kupfer und Kali pur,
    nebst andrem Gerümpel
    in Merlin sein‘ Tümpel –
    so malte es später Herr Dali nur.

    Und so überschritt er den Rubikon,
    Legenden erschaffend für Albion:
    Er tanzte „quite madly“
    mit M. Zimmer Bradley –
    und taucht‘ in „Die Nebel von Avalon“.


    Minotaurus

    Es hütete einst Minotaurus
    in Kreta mal einen Thesaurus.
    Da wollte verladen
    Ar’jadne den Faden –
    und spann ihn bis vor Epidaurus.


    Odysseus bei den Phäaken

    Es saßen beim Mahl die Phäaken
    und hörten Odysseus so quaken
    auf furchtbare Weise
    von Irrfahrt und Reise,
    dass sie doch erheblich erschraken:

    „Da gab es ein arges Problem
    beim riesigen Kerl Polyphem:
    Der fraß meine Leute
    als Abendbrotbeute
    und machte danach sich‘ s bequem.

    Doch hab‘ ich viel Zeit nicht verschwendet
    und hab‘ diesen Unhold geblendet.
    Mit Ziegen und Schafen
    entfloh’n wir zum Hafen –
    da war der Besuch rasch beendet.

    Am nächsten Tag trafen wir Kirke.
    Die machte in ihrem Bezirke
    stets Männer zu Schweinen
    und band sie mit Leinen
    im Garten an Buche und Birke.

    Dann dröhnten auf einmal Sirenen,
    und neugierig lauschte ich denen,
    doch dann meinen Leuten,
    weil die sich sehr scheuten
    vor solcherlei – hm – Phänomenen.“

    Da tat den Phäaken er Leid.
    Sie nahmen ein Schiff – und sich Zeit,
    ihn heimwärts zu fahren
    nach all‘ diesen Jahren,
    und gaben Odysseus Geleit.


    Der Rattenfänger von Hameln

    Es nervten einst bis zum Ermatten
    in Hameln die Mäuse und Ratten
    in stattlicher Meute
    die dortigen Leute,
    weil grad keine Katzen sie hatten.

    Die Ratsherren taten beschließen,
    weil sie es nicht gern so beließen,
    man müsse wen finden,
    der die brächt‘ zum Schwinden,
    wobei sie viel Geld ihm verhießen.

    Da sagt‘ eines Tags ein Geselle,
    gekleidet in schrille und grelle
    Klamotten: „Wenn nötig,
    mach‘ ich mich erbötig
    und melde mich hiermit zur Stelle.“

    Da gab es ein ehrfürchtigs Raunen
    und Maulsperre-offenes Staunen.
    Dann sah man begeistert
    die Sache gemeistert
    und blies im Triumph schon Posaunen.

    Der Kerl litt wohl keinerlei Nöte.
    Er fragte noch, was man ihm böte.
    Dann legte er los
    und spielte famos
    auf seiner recht urigen Flöte.

    Und eh sich’s die Leute versahen,
    da sah man die Ratten sich nahen
    und unter Gequieke
    zu seiner Musike
    ihr End‘ in der Weser bejahen.

    Der Pfeifer, nach all‘ seinem Flöten,
    sprach: „Jetzt aber raus mit den Kröten!
    Ich hab‘ euch befreit
    von Last und von Leid
    und tat diese Biester da töten.“

    Da brüllte der Ratsherren Runde:
    „Du stehst mit dem Teufel im Bunde.
    Wir ham nicht gewettet,
    dass der uns hier rettet.
    Drum pack dich noch diese Sekunde!“

    Der Pfeifer, nicht schwer von Begriff,
    der sorgte sofort für „klar Schiff“:
    Er packt‘ seine Sachen
    mit schaurigem Lachen,
    wonach auf der Flöte er pfiff.

    Und siehe: Jetzt kamen die Kinder,
    erst langsam und dann viel geschwinder.
    Die Hamelner fanden,
    dass alle verschwanden –
    ihr Schrecken war da kein gelinder.


    Rip van Winkle

    Es ging Rip van Winkle spazieren
    und tat seine Richtung verlieren.
    Dann wurde es Abend
    und Hunger auch habend,
    begann er gewaltig zu frieren.

    Gleichwohl fiel er kurz drauf in Schlaf
    und träumte, er wäre ein Graf
    aus altem Geschlecht
    und überdies echt –
    was damals man nicht so oft traf.

    Beim Aufwachen war er behaart
    mit einem sehr buschigen Bart,
    und als er so rumstand,
    bedenkend den Umstand,
    da hat’s bei ihm plötzlich „geklart“:

    Er war ein vom Graf-Traum geprellter
    und ein in die Zukunft gestellter
    fossiler Geselle
    mit faltiger Pelle
    von zweihundert Jahren und älter.


    Roms Gründung

    In Latium, nahe dem Strom,
    der Tiber heißt, gab‘s ein Phantom:
    ein wölfisches Luder,
    genau wie sein Bruder –
    und d i e beiden gründeten Rom.

    Der Romulus war’s und der Remus.
    So fand es heraus Nicodemus.
    Und später (Konklave!),
    da hörte man: „Ave
    Maria, nunc Papam habemus!“

    Doch gab es davor schon Berichte
    (historisch nicht sonderlich dichte),
    dass irgendso’n Soja-
    Verzehrer aus Troja
    beanspruchte diese Geschichte.

    Aeneas hieß dieser Genosse,
    verstrickt amourös in die Posse
    mit Königin Dido
    am Strande des Lido –
    doch wies er zurück ihre Flosse.


    Rübezahl

    Es war mal ein dümmlicher Bauer,
    der wär‘ gern in Mathe viel schlauer.
    Drum tat er sich üben
    im Zählen von Rüben
    bei Hitze, bei Kälte und Schauer.

    Da feixten die Leute: „Du Bauer,
    das musst du noch lernen genauer.
    Drum übe und übe mal,
    du dämlicher Rübezahl!“
    Und da reagierte er sauer.

    Er floh ins Gebirg‘ namens „Riesen-“,
    mit finsteren Tannen und fiesen
    Getieren und Tälern –
    ganz breiten und schmäler‘n –
    wo heulende Stürme oft bliesen.

    Und dort in dem waldigen Reiche
    da spielt‘ er den Leuten gern Streiche.
    Er freute sich kindlich
    und war nicht empfindlich –
    da gab’s dann auch schon mal ’ne Leiche.


    Wilhelm Tell

    Es sagte zu Armbrustheld Tell
    im Rathaus der alte Pedell:
    „Schieß Geßler, den Tropf,
    knapp unter den Kopf.
    Wir gehn auch nicht petzen – mach schnell!“

    Das Büchsenlicht war wohl sehr trübe,
    und Tell, als ob abends er übe,
    legt‘ an ungeniert
    und traf irritiert –
    ’nen Apfel anstatt Geßlers Rübe.