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Architektur
Ein
Querbalken (auch Architrav )
lag waagerecht und trug ganz brav,
solang‘ nach dem Legen
bei Sonne und Regen
die Spitzen der Pfeiler er traf.
Der
Boss schaut von oben nach unten,
sehr
oft mit Gesichtern, mit bunten,
frivol oder bieder
ins Kirchenschiff nieder
auf Tinten und Tanten und Tunten.
In
Kirchen tritt oftmals der Chor ,
mit Singen so gar nicht hervor,
und trotzdem schallt laut,
mal fremd, mal vertraut,
aus ihm mancher Ton uns ans Ohr.
Ein
Bau hat gewöhnlich ein Dach ,
mal „krüppelwalm“, manchmal auch flach,
und steigt einer drauf,
dann gibt es zuhauf
einen nicht ganz gewöhnlichen Krach.
.
Recht
dekorativ ist der Eierstab ,
den's schon an der ionischen Leier gab.
In unserer Gegend
sieht man ihn bewegend
gelegentlich mal an 'nem Meiergrab.
Benutzt
man den winzigen Erker
für irgendwen schon mal als Kerker,
dann kann ich versichern,
wird dieser nicht kichern –
nein, toben wird der wie'n Berserker.
Ein
boshaftes Wort ist Fassade
und nicht, wie sich's anhört, auch fade.
Am Bau klingt es nicht
so wie am Gesicht,
und das ist bei manchem Bau schade.
Die
Spitze vom Bau ist der First ,
und wenn der gelegentlich birst,
dann musst du dich eilen,
damit nicht bisweilen
von ihm dann erschlagen du wirst.
Die
frontline am Haus ist der Giebel ,
mal spitz oder eckig-penibel.
Oft dient er genau
zu nichts als zur Schau.
Am Zelt ist er auch noch flexibel.
Als
Dekoration dient die Herme
nicht nur an der römischen Therme.
Als Mann, fragmentarisch
und recht exemplarisch,
hat „Herme“ nicht nur keine Därme.
Es
braucht für die Ikonostase
vor allem die richtige Nase.
Man stelle sich vor,
da stünde im Chor
anstatt der Maria ein Hase!
„Fassadenwort“
ist auch das Joch :
wer mal zwischen Säulen her kroch,
der wird es verstehen,
warum auch für Ehen
dies‘ Wort man nimmt heutzutag‘ noch.
Als
Arbeiter gilt der Kamin ,
weil das der Gewerkschaft so schien:
Man schätzt ihn hienieden,
solang‘ man zufrieden.
Wenn nicht, na, dann feuert man ihn.
Ein
Bogengang oder auch Laube
wirkt beinahe wie eine Haube,
wenn's unverhofft regnet
und Petrus uns segnet.
Zur Venus wird dann selbst die Schraube.
Gelegentlich
trifft man 'ne Motte ,
doch ist das nicht immer 'ne Flotte,
die sich nicht lang‘ windet
und mit dir verschwindet
in Höhle, Gebüsch oder Grotte.
Als
Inkrustation zeigt Niello
nur selten den Mohren Othello.
Doch ist der dann ledig
und spielt in Venedig
grad nicht für FIONA das Cello.
Als
Spitzbogen ist die Ogive
die gotische Alternative
zum „rund“ der Romanik,
und in der Botanik
die Spitze am Blatt der Olive.
Klimatisch
ist ein Peristyl
beliebt, denn da ist es oft kühl.
Da können durch Säulen
die Luftzüge heulen,
auch sommers wird dort es nicht schwül.
Durch
reiche Verwendung der Quader
bringt's Mauern von Mauern nie Hader.
Das
ist auch nicht dumm,
man mauert nicht krumm,
nein, grade und deshalb gerader.
Es
macht nun mal kein Risalit
die Bauflucht von Hausbauten mit.
So steht es dann vor
vom Dach bis zum Tor
an Ecken und auch in der Mitt‘.
Fast
überall ist so ein Sims
perfekt für das Lagern von Krims-
krams, und so ein Bau
ist Schnäppchen und Schau,
und wenn du eins siehst, na, dann nimm's!
Ein
wichtiger Hausteil, die Treppe ,
gibt's überall, auch in der Steppe.
Ob rauf oder runter –
egal wie, denn munter
tritt jeder der Braut auf die Schleppe.
Wie
oft hat beim Überfangbogen
der Statiker kräftig gelogen!
Das
war umso dümmer;
denn gab es dann Trümmer,
war niemand dem „Rechner“ gewogen.
Ein
Schmuckstück ist auch die Volute .
Man sieht sie in mancher Vedute.
Sie wirkt im Barock
gedreht wie kein Stock;
und ist dabei ionisch, die Gute.
Als
konservativ gilt der Winkel .
Das wusste schon Baumeister Schinkel.
Der mocht‘ ihn als „rechten“
mit „Linken“ nicht flechten –
er war halt ein ganz feiner Pinkel.
Ein
„Fremd“körper ist der Xenopteros :
Er klingt zwar fast so wie Monopteros,
doch ist er halt keiner,
noch nicht mal ein kleiner –
und ebenso falsch wie Theopteros.
Als
Stuck-Deko kennt Ysería
man Maurisches nicht in Bahia.
Doch spanische Bauten
das durchaus sich klauten –
sogar mit der Jungfrau Maria.
An
Mauern gibt's manch‘ eine Zinne .
Die deckte mit großem Gewinne
vor hunderten Jahren
oft unter Gefahren
gelegentlich schon mal die Minne.