Autorseite Bernard Ostersiek


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Vom anderen Stern

 

Es gelten als unglaublich kühn,
die Leut‘ von den Sternen, die glüh'n
und fast wie die Irren
das Weltall durchschwirren –
und außerdem schimmern sie grün.

 

Ein Grüner vom Sternbilde „Adler“
besuchte die Venus als Radler.
Die lockte mit Zucker
den radelnden Gucker

und druckte sein Bild per Neun-Nadler.

 

Ein Grüner vom Sternbild „Altar“
kam oft mit den Frauen nicht klar,
die ihn durchaus kühn sahn,
jedoch (wegen Grünspan)
ihn mieden, und zwar lapidar.

 

Ein Grüner vom Sternbilde „Fische“,
der saß an der Mosel zu Tische
und schüttete Wein
so in sich hinein,
berauscht von der perlenden Frische.

 

Ein Grüner vom Sternbild „Giraffe“
verbog mal am Löffel die Laffe.
Man sagte: „Sie dürfen
die Suppe auch schlürfen.“ –

„Ich weiß nicht, ob ich das auch schaffe.“

 

Ein green girl vom Sternbilde „Grabstichel“
schnitt Blumen mal mit einer Stabsichel.
Die gab sie 'nem grünen
galaktischen Hünen
und sagte: „Schau, was ich da hab‘, Michel!“

 

Der Sonnengott sagte zu „Hydra“,
um die er grad ziemlich bemüht war:
„Komm, lass es uns treiben
vor goldenen Scheiben!“,
doch sie lehnte ab: „Ich bin müd‘, Ra!“

 

Ein Grüner vom Sternbild „Indianer“
der wäre gern Limerickaner.
So dockte der Mann
an der Queen-Site fix an.
Dort war dann schon bald Veteran er.

 

Ein Grüner vom Grus (oder „Kranich“),
der plumpste vom Himmel recht tranig
durch kirchliche Fenster
im irischen Leinster –

und mindestens dreieinhalbbahnig.

 

Ein Grüner vom Sternbild der „Leier“
betätigte sich mal als Freier
in allen Belangen,
doch wurd‘ er gefangen
von Salome mit ihrem Schleier.

 

Ein Grüner vom Sternbilde „Luchs“
war ausnehmend winzig von Wuchs,
so dass auf der Erde,
anstelle der Pferde
er ritt einen räudigen Fuchs.

 

Ein green girl der „Nördlichen Krone“
war durchaus und gar nicht so ohne
und gab sich gern hin,
das Eine im Sinn.

Das Andre schert‘ sie nicht die Bohne.

 

Ein Grüner vom Sternbild „Orion“,
der schluckte in Köln mal ein „Sion“.
Es perlte ihm munter
die Kehle hinunter,
und er fühlt‘ sich stark wie Amphion.

 

Zwei Grüne vom Sternbild „Plejaden“,
die wurden mal mächtig verladen.
Sie laberten an
das Mondkalb, und dann
ging alles im Sternenstaub baden.

Ein green girl vom Sternbilde „Pfau“
nahm immer gleich alles genau.
Nannt‘ einer sie „Miss“,
dann sprach sie: „Vergiss
nicht – volljährig bin ich und Frau!“

 

Ein Grüner vom „Schild des Sobieski“,
der las mal bei Herrn Guareschi
„Camillo, Peppone“,
doch fand er das ohne
viel Sex nur ein bisschen burleski.

 

Ein green girl vom Sternbilde „Schlangenträger“
geriet mal an Hüften- und Wangenjäger,
die ihm die Klamotten
besetzten mit Motten.
Da hingen bald all‘ ihre Spangen schräger.

 

Ein Grüner vom Sternbilde Schütze
bekleckert‘ sich öfters mit Grütze.
Dann aß er vor Wut
schon mal seinen Hut,
und, hatte er keinen, die Mütze.

 

Ein Grüner vom Sternbilde „Schwan“
fiel völlig besoffen im Tran
nach Whiskygenuss
in irgendein‘ Fluss,
und das war womöglich die Lahn.

 

Ein Grüner vom Sternbild „Sextant“
der trieb es so extravagant,
dass jegliche Gruppe
von Stern oder –schnuppe
ihn kaum als Vaganten empfand.

 

Der Sommer gibt jedes Jahr her
ein Dreieck aus Wega, Atair
und schließlich dem Deneb.
Von Remscheid bis Lennep,
da kommt das den Jägern stets quer.

 

Ein Grüner vom Sternbilde „Steinbock“
fand hinter ‘nem badischen Weinstock
ganz kostbare Fädchen
daneben ein Mädchen,
das errötend drauf zeigte: 'S ist mein Rock!“

 

Ein green girl vom Sternbilde „Uhr“
das trieb es im Mondenschein nur,
und schien mal die Sonne,
dann spielte es Nonne
und schaltete einfach auf stur.

 

Es kam ein green girl von der „Waage“
in eine bedrohliche Lage:
Sie legte sich flach
im Matsch an 'nem Bach,
und das gar am helllichten Tage.

 

Ein Grüner vom Sternbilde „Wasserschlange“,
der schrieb ein Gedichtchen, mit blasser Wange,
wohl, weil er grad liebte.
Doch als er's versiebte,
da war es ihm schon als Verfasser bange.

Ein grünliches Girl von der „Wega“
war einmal zu Gast in Condega.
Sie fiel nach viel Wein
ins Tintenfass rein
und sprach: „Si fecisti – hick – nega.“

 

Ein Grüner vom Sternbilde „Winkelmaß“,
der zufällig Grünkohl mit Pinkel aß,
war nicht informiert,
dass privilegiert
als Gast er im Hause von Schinkel saß.

 

 

 

 

 

 

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Architektur

Ein Querbalken (auch Architrav )
lag waagerecht und trug ganz brav,
solang‘ nach dem Legen
bei Sonne und Regen
die Spitzen der Pfeiler er traf.

Der Boss schaut von oben nach unten,

sehr oft mit Gesichtern, mit bunten,
frivol oder bieder
ins Kirchenschiff nieder
auf Tinten und Tanten und Tunten.

In Kirchen tritt oftmals der Chor ,
mit Singen so gar nicht hervor,
und trotzdem schallt laut,
mal fremd, mal vertraut,
aus ihm mancher Ton uns ans Ohr.

Ein Bau hat gewöhnlich ein Dach ,
mal „krüppelwalm“, manchmal auch flach,
und steigt einer drauf,
dann gibt es zuhauf
einen nicht ganz gewöhnlichen Krach.

.

Recht dekorativ ist der Eierstab ,
den's schon an der ionischen Leier gab.
In unserer Gegend
sieht man ihn bewegend
gelegentlich mal an 'nem Meiergrab.

Benutzt man den winzigen Erker
für irgendwen schon mal als Kerker,
dann kann ich versichern,
wird dieser nicht kichern –
nein, toben wird der wie'n Berserker.

Ein boshaftes Wort ist Fassade
und nicht, wie sich's anhört, auch fade.
Am Bau klingt es nicht
so wie am Gesicht,
und das ist bei manchem Bau schade.

Die Spitze vom Bau ist der First ,
und wenn der gelegentlich birst,
dann musst du dich eilen,
damit nicht bisweilen
von ihm dann erschlagen du wirst.

 

Die frontline am Haus ist der Giebel ,
mal spitz oder eckig-penibel.
Oft dient er genau
zu nichts als zur Schau.
Am Zelt ist er auch noch flexibel.

Als Dekoration dient die Herme
nicht nur an der römischen Therme.
Als Mann, fragmentarisch
und recht exemplarisch,
hat „Herme“ nicht nur keine Därme.

Es braucht für die Ikonostase
vor allem die richtige Nase.
Man stelle sich vor,
da stünde im Chor
anstatt der Maria ein Hase!

„Fassadenwort“ ist auch das Joch :
wer mal zwischen Säulen her kroch,
der wird es verstehen,
warum auch für Ehen
dies‘ Wort man nimmt heutzutag‘ noch.

Als Arbeiter gilt der Kamin ,
weil das der Gewerkschaft so schien:
Man schätzt ihn hienieden,
solang‘ man zufrieden.
Wenn nicht, na, dann feuert man ihn.

Ein Bogengang oder auch Laube
wirkt beinahe wie eine Haube,
wenn's unverhofft regnet
und Petrus uns segnet.
Zur Venus wird dann selbst die Schraube.

Gelegentlich trifft man 'ne Motte ,
doch ist das nicht immer 'ne Flotte,
die sich nicht lang‘ windet
und mit dir verschwindet
in Höhle, Gebüsch oder Grotte.

Als Inkrustation zeigt Niello
nur selten den Mohren Othello.
Doch ist der dann ledig
und spielt in Venedig
grad nicht für FIONA das Cello.

 

Als Spitzbogen ist die Ogive
die gotische Alternative
zum „rund“ der Romanik,
und in der Botanik
die Spitze am Blatt der Olive.

Klimatisch ist ein Peristyl
beliebt, denn da ist es oft kühl.
Da können durch Säulen
die Luftzüge heulen,
auch sommers wird dort es nicht schwül.

Durch reiche Verwendung der Quader
bringt's Mauern von Mauern nie Hader.

Das ist auch nicht dumm,
man mauert nicht krumm,
nein, grade und deshalb gerader.

Es macht nun mal kein Risalit
die Bauflucht von Hausbauten mit.
So steht es dann vor
vom Dach bis zum Tor
an Ecken und auch in der Mitt‘.

Fast überall ist so ein Sims
perfekt für das Lagern von Krims-
krams, und so ein Bau
ist Schnäppchen und Schau,
und wenn du eins siehst, na, dann nimm's!

Ein wichtiger Hausteil, die Treppe ,
gibt's überall, auch in der Steppe.
Ob rauf oder runter –
egal wie, denn munter
tritt jeder der Braut auf die Schleppe.

Wie oft hat beim Überfangbogen
der Statiker kräftig gelogen!

Das war umso dümmer;
denn gab es dann Trümmer,
war niemand dem „Rechner“ gewogen.

Ein Schmuckstück ist auch die Volute .
Man sieht sie in mancher Vedute.
Sie wirkt im Barock
gedreht wie kein Stock;
und ist dabei ionisch, die Gute.

 

Als konservativ gilt der Winkel .
Das wusste schon Baumeister Schinkel.
Der mocht‘ ihn als „rechten“
mit „Linken“ nicht flechten –
er war halt ein ganz feiner Pinkel.

Ein „Fremd“körper ist der Xenopteros :
Er klingt zwar fast so wie Monopteros,
doch ist er halt keiner,
noch nicht mal ein kleiner –
und ebenso falsch wie Theopteros.

Als Stuck-Deko kennt Ysería
man Maurisches nicht in Bahia.
Doch spanische Bauten
das durchaus sich klauten –
sogar mit der Jungfrau Maria.

An Mauern gibt's manch‘ eine Zinne .
Die deckte mit großem Gewinne
vor hunderten Jahren
oft unter Gefahren
gelegentlich schon mal die Minne.