Limerickballaden
Spectator 15.12.2005
O du fröhliche – oder: Betriebliche Weihnachtsfeier
Was gehört stets zur Vorweihnachtszeit?
Eine Feier – selbst, wenn man gescheit
und ganz abgeklärt ist.
Damit alle ihr 's wisst:
Unsre Limerick-Crew war bereit!
Schnellstens fand sich ein Gasthof am Wald.
Alles reiste – es war nicht sehr kalt –
gern von Fern und Nah an.
Dort am düsteren Tann
wurd' es lichter (und lauter!) alsbald.
Aus dem Norden kam Markus B.Weiß.
Er betonte, bei ihm sei 's mit Fleiß
leider nicht so weit her;
deshalb habe heut er
keine Verse dabei – na, drum sei 's!
Doch ganz anders dagegen Voilà.
Sie verkündete lautstark: „Schon da!
Und jetzt seid 's bittschön still,
weil ich vorlesen will.
Doch zuvor noch 'n Obstler, ja, ja!“
Völlig aufgelöst, rot im Gesicht,
rauschte OMA an. Gicht hat die nicht!
Und schon gar nicht Arthrose.
„Hab noch kurz Eskimose
'ne Datei gesandt: Verse, ganz schlicht!“
Darauf regte der Hugo sich auf:
„Diese OMA schickt Lim'ricks zuhauf.
Sie vernachlässigt Enkel.
So was geht auf den Senkel!“
„Nun gib Ruh, Schulze!“ kriegt' er eins drauf
prompt von Peter, ihr wisst schon, Pistill,
der recht gut immer weiß, was er will.
Er schoss gleich ein paar Bilder.
Hugo tobte wie 'n Wilder.
„Schick die bloß nicht nach Itze...!“ „Sei still!“
„So, ihr Streithähne, gebt endlich Ruh;
denn es gehe gesittet hier zu,“
hört' man Ruppel sanft sagen.
„Nö, warum? Solln s' sich schlagen!“
Voilà war voll Eifer im Nu.
A.E.Corvis – zum Streit keinen Bock –
rief „Herr Ober! Für mich einen Grog!
Ich erfreu meine Leber,
sie ist nicht von 'nem Eber,
und als Gehhilfe hab ich 'nen Stock.“
„So, nun werdet mal wieder seriös!“
Lisa-Mona war sichtlich nervös.
„Ich hört' gern von Carreau
dessen Lim'rick vom Kleaux!“
„Aber bittschön, verwechseln S' net dös!“
rief der Ösi-Klaus (kam übern Harz!).
„Dieser Kleaux-Limerick ist von Schwarz!“
Lothar nickte da nur,
schaut' verschämt auf die Uhr;
die war neu, zeigt präzis an mit Quarz.
Ein Chauffeur aus KA, ja, der karrte
eine rote Gestalt an. Man starrte –
auf den Weihnachtsmann. Kess!
Schnell war klar: PGS.
Er gab Nüsse zu knacken, ganz harte.
Doch verteilte auch schöne Geschenke.
Ich lach' heute noch, wenn ich dran denke:
Lucas Gruen kriegt' ein Buch:
'Der Hellenische Fluch';
blättert' angeregt schon in der Schenke.
Vor H.Schulze dem Weihnachtsmann grauen kann.
„Zieh statt Leder mal lieber den 'Blauen' an!“
Und dann schwang er, der Gute,
ganz bedrohlich die Rute.
„Mach nicht ständig in Salzburg die Frauen an!“
Dann wird Weihnachtsmanns Herze ganz schwer.
„Ich vermisse FIONA so sehr!
Weshalb ist sie gegangen!
Sie nahm stets uns gefangen
mit Balladen von Mathe – und mehr.“
Plötzlich wurde es leise im Raum;
denn es schwebte, man hörte sie kaum,
ganz in Weiß, wie auf Flügeln
(Schulze konnt' sich kaum zügeln!),
unsre Queen rein – mit Lichtern und Baum.
In dem Kerzenlicht sah man sie strahlen:
„Ach, ich komm, um die Zeche zu zahlen!
Was bedeutet schon Geld
gegen Fun auf der Welt!
Nie erleide beim Zahlen ich Qualen!“
Damit schwebte sie wieder hinaus
unter Johlen und großem Applaus.
Doch bevor sie verschwunden,
schmiss sie etliche Runden. –
Wir verbrachten die Nacht nicht zu Haus…
Spectator 12.11.2005
„Schweinereien“
Ein Interpretationsversuch
Ja, was bietet dem Auge sich dar?
Schweine-, Säue- und Ferkel-Stall gar!
Ich vermute hier Stallgeruch.
Deshalb mach' ich 'nen Stallbesuch,
inspizier mal die muntere Schar.
Wie sie lustig und listig agieren,
ihren Saustall bevölkern, taktieren,
in rein schweinischer Pracht
mit „fein-rheinischer Macht“*
in den Karnevalstrubel* marschieren.
*11.11., 11 Uhr 11
Alle Ferkel und niedlichen Säue
sind sehr liebenswert, schwelgen in Schläue.
Ob sie tanzen, ob baden,
ob im Schlamm Bauch und Waden –
sie bereiten Genuss ohne Reue.
Doch was seh'n meine Augen da bitte
in des Bildes gar farbiger Mitte?!
Dieser dicke Koloss
nennt sich „Hart-Eber“-Boss?
Was bewog ihn zu solch einem Schritte?
Hält er Ruhe und Ordnung im Stall?
Nein, mitnichten!! Er wühlt überall,
macht viel Dreck, häuft den Mist;
denn der „Hart-Eber“ ist
hier im Stall ein besonderer Fall.
Er zeugt Ferkel bei Tag und bei Nacht,
hat den Stall mit viel Säuen bedacht,
macht dort „Hart-Eber“-Mist;
denn der Eberhart ist
– leider artfremd – 'ne Schweinehund-Pracht !
Spectator 30.10.2005
Wo sind sie?
Nichts Neues gibt 's hier zu bekunden.
Die Tage sind öde, die Stunden
ganz freudlos und leer,
vermisse ihn sehr:
den Streit unter Dichtern – gesunden.
Wo bleiben die hehren Ergüsse,
die Kopf- und die anderen Nüsse?!
Die Queensite wird brav,
bringt bald sanften Schlaf.
Wo gluckern die Untergrundflüsse?
MacHarms und MacRhymer war'n great.
Ich frag' mich, wie 's wohl um die steht.
In holdester Eintracht
die Limerick-Kleinfracht
für immer vom Winde verweht?
Ach, gäb es doch mehr von der Sorte!
Sogleich wäre Action vor Orte.
Die Seite ist triste,
wenn niemand mehr schießt.
Drum auf zum Verbal-Duell, forte!
Spectator 7.9.2005
Er wäre so gerne Prometheus!
Prometheus: Er lebt und er schafft!
Er formt und vollendet, gibt Kraft
stets neuen Gestalten.
Durch ihn sie erhalten
den Hauch, um zu leben, den Saft.
Er formt sie nach eigenem Bilde:
ganz „edel“, sehr „hilfreich“ und „milde“,
schürt mächtig das Feuer;
es brennt ungeheuer.
Er führt stets nur „Gutes“ im Schilde.
Prometheus agiert hier modern:
per E-Mail, Alias. Die Herr'n
und Damen, die kamen,
sie fiel'n aus dem Rahmen.
Doch hatten wir alle sie gern.
Er opferte gerne sein „Leben“,
um andern die „Chance“ zu geben.
Sein „Kaukasusfelsen“:
fernab Hamburg-Schnelsen.
Dort kann er dann „schöpferisch“ streben.
Er hetzt seine Klon-Lichtgestalten
zur Queensite – sind nicht mehr zu halten.
Und jeder Alias
erscheint als Messias,
will seine „Mission“ dort entfalten.
Drum, Surfer, durchforstet die Website!
Ihr findet Prom, wenn ihr kein Depp seid.
Zwei Dutzend Adressen
als Mail – nicht vermessen!
Sein Endziel: Prometheus-Müll-Website!
Spectator 25.8.2005
Unter uns
Ich hegte von jeher den Spleen:
ein Insidertreff – ohne Queen!
Dann plante ich lange
ein Meeting „von Range“
in Süddeutschland, nicht in Berlin.
Sie kamen von überall her,
und einer, der flog übers Meer.
Auch live war R.Müller
der Limerick-Knüller,
ein Engel; wir mochten ihn sehr!
Im Limerickbasteln noch firm,
so zeigte sich hier Arno Zirm.
Zwar etwas verlegen,
als fürchte er Regen,
kam wetterbewusst er mit Schirm.
Von weit, aus dem hintersten Schmolldorf,
kam Lim-Veteran Peter Bolldorff
und machte Gezeter
beim Concert dann später:
Er woll ganz in Dur statt in Moll: Orff!
Wie lieb war dagegen Chryssantie,
die angereist kam ganz avanti
in blasslila Seide
und goldnem Geschmeide.
'ne Wohltat fürs Auge. Pikantie!
Der Hit – ohne Zweifel – war OMA!
Im Juli beim Papst noch in Roma,
sagt' sonnengebräunt
sie: „Fort ist mein Freund,
daheim singt mein Mann 'La Paloma'!“
Nun bin ich ein bisschen betreten.
Es haben die andern gebeten,
sie nicht zu benennen;
man könne sie kennen,
obwohl sie die Namen verdrehten.
Den Wünschen wohl muss ich mich fügen.
Drum bitte mich deshalb nicht rügen!
Das Treffen ließ hoffen.
Die Fragen, die offen,
die klären wir noch mit Vergnügen;
denn einstimmig wurde beschlossen:
Wir treffen erneut, unverdrossen,
uns nächstes Jahr wieder
und machen dann nieder
all jene, die 'an' wir geschossen.
Spectator 18.8.2005
Kommet her zu mir…
Bin hilfreich und gut, hört mich an!
Ich helfe, so oft ich nur kann.
Kommt jemand nicht klar –
ich mach' mich nie rar.
Als Dank hör' ich dann: „Welch ein Mann!“
Er war – das ist klar – wieder groß.
Dem Mann fällt fatal in den Schoß,
worum ich mich mühe,
mir Finger verbrühe.
Ich frag' mich: Wie macht der das bloß?“
Dann neig' ich bescheiden mein Haupt.
Wer hätte was andres geglaubt?!
Bin Mentor doch gern,
entdecke den Kern;
ich fördere – fast unerlaubt!
Drum kommt nur zu mir, ihr „Poeten“,
wenn 's Metrum o.ä. macht betreten.
Ich feile und schleife,
wasch' rein – wie mit Seife –
und nehme noch nicht mal Moneten!
Ich fördere, lenke, ich tröste.
Es gibt kein Problem, das ich löste
nicht binnen Minuten.
Ein Hoch auf die Guten!
Ihr wisst doch: Ich bin stets der Größte!
Spectator 7.8.2005
Völlig verkannt?!
Sie wird für naiv meist gehalten
(passiert halt so hübschen Gestalten!).
Wer geistreich agiert,
als Weib sich nicht ziert,
der rechne mit Wut, der geballten,
vom Mann, diesem herrlichen Wesen!
An ihm soll die Welt wohl genesen.
Doch währt sein Gesunden
Jahrzehnte, nicht Stunden.
Er fegt meist den Weg ohne Besen.
Ich habe gelernt – 's flogen Fetzen –:
Das Weib bitte nicht unterschätzen!
Denn auch hübsche Köpfchen
mit goldblonden Schöpfchen
sind randvoll mit trefflichen Sätzen.
Und Sätze, die werden Geschichten;
sie formen sich auch zu Gedichten,
die arg dann verwirren.
Denn Weiber, gleich Irren,
die wagen es wirklich zu wichten!
Drum: Vorsicht ist immer zu schätzen,
bevor wir 's Gefieder verletzen
beim Aufbläh'n als Gockel.
Oft fall'n wir vom Sockel
des Denkmals, das selbst wir uns setzen.
Spectator 17.7.2005
Altersvorsorge
Eine Bonsai-Ballade
Auch im Alter hat mancher noch Träume,
auch im Alter, da wachsen die Bäume
in den Limerickhimmel.
Mann hört Glöckchengebimmel,
wenn er schwebt so durch luftleere Räume.
Hängt das Ziel auch in sehr weiter Ferne,
es träumt schön sich zu anderem Sterne.
Das Finale kommt – brausend –
schon im vierten Jahrtausend.
Diese kurze Zeit warten wir gerne!
Spectator 10.7.2005
Katz und Maus
Sie spielen so oft "Katz und Maus":
Die Katze ganz fern, Maus zu Haus
am anderen Ort.
Für sie ist es "Sport".
Die Maus reizt auf "Deubel komm raus".
Die Katze döst ahnungslos noch.
Doch schon ist die Maus aus dem Loch;
sie prescht Richtung Katz;
die schlägt mit der Tatz.
Die Maus saust zurück (nein, sie kroch!).
Schon heckt sie ein n e u e s Spiel aus,
fühlt klug sich und listig, die Maus.
Sie kommt mit "Familie"
– und das sind ganz vielie! –
Die Zahl der Alias schafft Staus.
Die Katze bleibt ruhig, gelassen.
Weshalb sollt' die Mäuse sie fassen?!
Sie kennt deren Ziele
und gönnt ihnen Spiele.
Sie selbst spielt in anderen Klassen.
Die Maus mag zwar sicher sich wähnen.
Ihr Spiel mit der Katz ist zum Gähnen!
Die Maus – zwar getarnt –
sei trotzdem gewarnt
vor Katzes verdammt spitzen Zähnen.
Spectator
1.7.2005
Der
große Satiriker
Ich
schreibe so gerne Satire.
Worüber
ich Worte verliere?
Es
gibt kein Tabu.
Ich schlag' dauernd zu.
Nur halten 's die Leut' für Geschmiere.
Doch
was kümmern mich Ignoranten,
die alles und jeden verkannten
schon immer bisher?!
Man höre noch mehr
von mir, dem zum Schreiben Verdammten.
Ich
nehme mir irgendein Thema.
Und dann geht es los; so nach Schema
F handle ich 's ab;
bin immer "auf Trab" –
grad so wie der Boss von "Trigema"!
Der
macht seine Werbung (selbst?) drastisch,
stolziert durch sein "Machwerk" so "plastisch".
Bei mir Leser staunen
bewundernd und raunen:
"Der ist wie Herr Grupp: ganz phantastisch!"
Spectator
26.6.2005
Der
Möchte-gern-Wadenbeißer
Ganz
frech schnappt der Köter nach Waden.
Doch
wird er dabei stets "verladen":
Mit
kräftiger Knute
'nen
Schlag auf die Schnute.
Da
fragt er sich: "Wer hat den Schaden?"
Vielleicht
ist der Köter belehrbar
und merkt, dass sein Schnappen zu sehr war
die Tat eines Dummen.
Die Schnauze tut brummen;
vielleicht fällt die Einsicht nicht schwer gar!
Sauerei
Was
kümmert es die Eiche, wenn sich
die Sau an ihr reibt?!
Was aber, wenn die Sau in fremden Gärten wütet?
Es
wütet die wildernde Sau
in Gärten; verursacht 'nen GAU,
kratzt dann in den Sand:
"XL war's!" Verschwand
ganz schnell drauf – und fühlte sich schlau.
Der
Gartenbesitzer entsetzt:
"Da
hab' ich mich furchtbar verschätzt.
XL ist ein Biest,
das Gärtner verdrießt."
Ein Hoch jenem "Helden", der hetzt !!!
Spectator
19.6.2005
Siegerwille
Vor
Wut könnt' ich manchmal wild toben,
doch
insgeheim muss ich sie loben.
Sie
hat mich im Griff
und
kennt jeden Kniff.
Ich
fühl' mich mit ihr so verwoben.
Ich
weiß, dass sie's weiß – doch ich spiele.
Zu
gern möcht' ich schließlich zum Ziele.
Ich
handle, agiere,
greif
an und pariere;
denn
Spielarten kenne ich viele.
Ich
möchte das Rennen gewinnen,
drum
muss ich noch weben und spinnen,
werf'
aus meine Netze,
komm'
auch mal in Hetze.
Den
Sieg trag' ich letztlich von hinnen!
Spectator
3.6.2005
Chamäleonitis
Endlich
hab' 'ne Passion ich gefunden,
sie
versüßt mir die ödesten Stunden.
Ich
erwähl' mir Alias,
fühl'
mich stark wie Messias
und
sag' alles ganz kühn unumwunden.
Frank
und frei schreib' ich flott als "Hanspeter".
So
vermeide zu Haus ich Gezeter;
denn
mein Muttchen, das brave,
zählt
im Schlaf schon die Schafe,
wenn
ich schreibe am laufenden Meter.
Ob
Sie's ahnen? Da gibt es die eine,
die
mich antörnt wie sonst bisher keine.
Niemals
würd' ich es wagen,
meinen
Namen zu sagen.
Doch
"Hanspeter" lässt locker die Leine.
Anonym
kann Mann allerhand wagen,
kann
verunglimpfen, Frechheiten sagen.
Doch
es hört meine Schöne
nur
die schmeichelnden Töne;
denn
sonst ginge sie mir an den Kragen.
Und
so reime ich tagtäglich weiter.
In
der Queen Gunst erklimm' ich die Leiter;
heiße
außer Hanspeta
auch
noch Paul, Franz und Meta…
Doch
die Queen nimmt's gelassen und heiter!
Spectator
27.2.2005
Untergründig
Nur
als Maulwurf kann wohl ich mich fühlen.
Ich
muss stets in der Dunkelheit wühlen.
Denn
ganz tief in der Erde
untergrab'
ich die „Herde“,
setze
Hügel, um 's Mütchen zu kühlen.
Doch
als Maulwurf veracht' ich Gestalten,
die
im Hellen – bei Licht – sich entfalten,
die
bei Sonne erblühn,
ganz
in Weiß oder Grün
sich
stets kleiden und wohl sich verhalten.
Seh'
ich solcherlei lichte Gestalten,
bin
als Maulwurf ich nicht mehr zu halten,
zieh'
mit Kräften – 'nem Pferd gleich –
sie
hinunter ins Erdreich,
lass'
sie dort mit mir schalten und walten.
Leider
wollen nicht alle im Dunkeln
–
so wie ich – über längre Zeit munkeln,
stürzen
wild sich wie Stürmer
auf
die fettesten Würmer
und
mir bleiben nur magre Ranunkeln;
sind
des Untergrundwühlens bald leid
und
verschwinden nach einiger Zeit.
Ich
sitz' wieder allein
in
dem Erdloch, als Schwein
obendrein
noch beschimpft. – Geht zu weit!
Wird
's mir schließlich im Magen ganz flau,
denk'
ich: „Maulwurf, du hast doch 'ne Frau!“
Bei
der kann ich dann heulen
und
die seelischen Beulen
wieder
ausbeulen lassen ganz schlau.
Spectator
21.2.2005
Vielgestaltig
Mich
küsst beinah' täglich die Muse.
Wir
schwelgen in wildem Geschmuse.
Es
steht mein Verlangen
nach
furchtbar viel Schlangen.
Ich
habe 'nen Kopf wie Meduse.
Und
jede der Schlangen zischt toll,
verspritzt
gern ihr Gift und trifft voll.
Wohin
ich auch ziele
im
Lim'rick-Reim-Spiele:
Mein
Schlangengift füllt ein Atoll.
Die
Namen sind kaum noch zu zählen,
die
ich für die Verse tat wählen;
denn
polygestaltig,
mit
Wortwitz gewaltig,
kann
niemand mit mir sich vermählen!
Spectator
17.1.2005
Goethe
modern
Ähnlichkeiten
mit Personen aus der Limerick-Szene
sind rein zufällig.
Der
Heinrich – sprich: Faust – und Mephisto,
die
trafen sich einstmals im Bistro.
Sehr
konspirativ
und
initiativ
berieten
sie allerlei Mist so.
Mephisto
sagt': „Du bist der Größte!“
als
Faust seine Seele entblößte.
Ich
mach' dich zum Star,
du
strahlst wunderbar.
Wann
immer du willst, ich dich tröste.
Und
Heinrich, der war fasziniert.
Die
Aura, die M. da so ziert,
die
sollte beizeiten
zu
ihm rübergleiten. –
Mephisto
hat diszipliniert!
Er
sagte von nun an, wie 's geht.
Obgleich
Faust nicht alles versteht –
er
lässt sich drauf ein;
denn
Ruhm, der wär' fein.
Ein
recht frischer Wind manchmal weht.
Doch
plötzlich dann – fast über Nacht –
war
alles zunichte gemacht.
Die
größten Versprechen
tat
M. schlichtweg brechen.
Er
hatte nun mal keine Macht!
Der
Faust hat M. schwer überschätzt,
war
mächtig erbost und entsetzt.
Es
konnt' ihm den Glauben
an
M. glattweg rauben,
als
dieser Fausts Hoffnung zerfetzt.
Man
nehm' mir die Glosse nicht krumm.
Ich
schriebe manch' Drama gern um.
Wer
glaubt denn, dass Goethe
uns
heut' nichts mehr böte?!
Ideen,
die liefert er – drum!
Spectator
10.1.2005
Wilder
Hass
Ich
kann es doch selber kaum fassen:
Wie
kann ich die Frau nur so hassen,
die
– schön, elegant
und
geistig brillant –
gewandt
und galant ist, gelassen.
Ich
könnt' sie vor Wut glatt zerreißen,
mich
in sie verkrallen, verbeißen.
Ich
merk' es tagtäglich,
ich
hass' sie unsäglich.
Mein
Hass wird mich schließlich verschleißen.
Ich
komm' von ihr einfach nicht los.
Wie
macht sie, wie schafft sie das bloß?!
Ich
bin voller Wut,
voll
Leidenschaft, Glut,
treib'
wild auf dem Meer – auf 'nem Floß.
Ich
werde sie niemals erreichen,
die
– fern wie ein Stern – ohnegleichen
am
Himmel hängt oben.
Doch
ich muss hier toben
ganz
unten – mit miesesten Streichen.
Spectator
3.1.2005
Selbst(v)erkenntnis
*
In
der Kindheit, da war'n es die Alten,
die
– sich einig – zu Unrecht mich schalten.
Bei
"Geschwistergetöse"
war
stets ich nur der Böse.
Ja,
wie sollte ich da mich entfalten?!
In
der Schule, da wurd' es nicht besser;
denn
die Lehrer, die zeigten ihr Messer
stets
mit offener Klinge.
Diese
"Herrn aller Dinge"
war'n
verquer, doch mit Noten Erpresser.
Dann
im Studium wurde ich kesser –
und
gleich eckte ich an beim Professer.
So
war's wieder einmal:
Er
hielt sich für
genial,
mich
fürn Würstchen und miesesten Stresser.
Ich
passt' nie in den "üblichen" Rahmen,
verschliss
etliche Profs, die da kamen –
und
mich brachten zum Gehen.
Keiner
wollt' mich verstehen. – – –
Irgendwann
schafft' ich dann das Examen.
Aber
auch im Beruf ging 's so weiter;
denn
kein Chef ließ mich rauf auf die Leiter
des
Erfolgs. Sie beäugten
mich
erbost und bezeugten
alle
einstimmig: "Es ist gescheiter,
diesen
Kerl möglichst schnell zu entlassen."
Das
Genie auf der Straß' – nicht zu fassen!
Ich
verzog mich gekränkt;
hab'
mich weiter verrenkt,
wollt'
die Gaben nicht brach liegen lassen.
Deshalb
gab ich noch andern 'ne Chance;
doch
auch diese verkannten
mich gance.
Ich
war schlichtweg zu gut
für
Profanes. Die Brut
bracht'
mich mehr und mehr außer Balance.
Schließlich
stellt' ich die Jobsuche ein.
Ein
Genie, das wirkt besser allein,
um
die Welt zu verändern.
Ich
geb' Tipps nun Verwendern
feiner
Sprache, bin freundlich – zum Schein.
Es
gibt sooo viele Webseiten, die
nur
von Blöden gemacht sind. Genie
ist
auch dort nicht
gefragt.
Hab'
mich redlich geplagt…
Doch
nun stänker ich nur noch – und wie!!!
*
Nicht unbedingt ein Selbstporträt !
Norbert
Jürgens
Ein Limerick
reimte in Esens
sich selber - getreu seines Wesens.
Im Harlinger Land
bei allen bekannt,
die kundig des Schreibens und Lesens.
Ein
Wettbewerb konnte ihn reizen,
mit seinem Talent nicht zu geizen.
Doch bald sah er ein:
mehr Wasser als Wein,
viel Spreu gab es, weniger Weizen.
Es
konnte ihm einmal gelingen,
das Siegerpodest zu erringen.
War er wohl zu schlecht?-
so fragt er mit Recht.
Doch lag es an anderen Dingen:
Sein
Stil war zu brav wohl, zu bieder,
zu harmlos erscholl'n seine Lieder.
Sei schlüpfrig, frivol,
dann punktest du wohl!
Doch das war ihm ziemlich zuwider.
Dem
Wettspiel fehlt oft das Niveau.
Doch eins stimmt den Limerick froh:
Der Queen ihre Post
ist herzliche Kost.
Dafür vielen Dank, Itzehoe!
Nicht
zu glauben
Es lebte in Hamburg ein Limerick,
der war an den Hüften ein wenig dick.
Da fastet er sehr
und ißt fast nichts mehr.
Jetzt kommt er daher wie ein dünner Strick.
Einst stürzte in Hamburg der Limerick
im Dunkeln doch glatt in 'nen Teich voll Schlick.
Schnell griff er ins Haar,
denn eins war ihm klar:
Hier half nur Münchhausens Schopf-Hochzieh-Trick.
Es ging mal ein weiblicher Limerick
in Hamburg zum Tanzen und macht' sich schick.
Der Partner voll Lust
zog sie an die Brust,
das machte sie glücklich und gab ihr 'n Kick.
Es liebte in Frankreich ein flotter flic
ein Mädchen, das nannte sich Limerick.
Er fesselt es gleich. –
Ein ganz böser Streich!
Die Handschellen machten laut: klick-klick-klick!
Sie war ein ganz reizender Limerick,
man liebte sie gleich auf den ersten Blick.
Der Mond weiß, warum,
und lächelt nur stumm:
Pupillen, die haben doch oft 'nen Knick.
Er wurde auch älter, der Limerick,
war leider gebrechlich und ohn' Geschick.
Dann fiel er vom Baum,
und aus war der Traum –
er brach sich dabei – so ein Pech! – 's Genick.
PGS
..........wieder
zurück
aus dem Urlaub
Aus dem Urlaub zurück,
der nicht lang zwar,
doch sehr abwechslungsreich, ohne Zwang, war.
Auf der Insel, am Strand,
gingen wir Hand in Hand,
sahen viel, Tanz und Spiel, und Gesang gar.
Mit dem Bus, mit dem Auto durchs Land,
wo minoische Spuren man fand,
Byzantiner, nach Römern
und den Dorern, Mykenern,
herrschten einst über Berge und Strand.
Viele Völker der Mittelmeer-Welt,
rangen hier, mal mit Schwert, mal mit Geld:
Venezianer, Osmanen,
kämpften hart mit dem Ahnen
heut'ger Kreter, verehrt nun als Held.
Die Diät muss besonders gesund sein,
fiel 'nem Doktor als einziger Grund ein,
für die niedrigen Zahlen
derer, die unter Qualen,
an Infarkt oder Krebs geh'n wie'n Hund ein.
Täglich Gurken, Tomaten, Karotten,
Lamm und Fisch, nur im Öl leicht gesotten,
immer Obst hinterher,
Nachtisch süß, nicht zu schwer,
damit lässt sich der Krankheit gut spotten.
Auch an geistiger Nahrung gibt's viel
hier zu kosten. Des Schriftstellers Ziel,
der einst hier ward geboren
geht uns nimmer verloren,
unvergleichlich sein Werk und sein Stil:
Katzanzakis* muss immer dabei sein!
"Nichts erhoffen, nichts fürchten, nur frei sein"
steht am Grab auf der Festung,
Name wäscht Luftverpestung
auf dem Airport durch Schriftstellerei rein.
*Nikos
Katzanzakis (1883, Iraklion -1957, Freiburg, Breisg.)
Jurist, Politiker, Schriftsteller, u. a. "Alexis Sorbas"(1943).
Sein Grab liegt oben auf der Martinengo-Bastion der
venezianischen Befestigungsanlage seiner Geburtsstadt.
Der International Airport Iraklion trägt den Namen
N. Katzanzakis. Im Historischen Museum Iraklions findet
man sein Arbeitszimmer mit vielen seiner Bücher.
ZUM
LIMERICK AWARD 2004
Jeden Monat aufs Neue wir spüren:
Ach wie schön, wenn die Stimmen erküren
nur die Limerick-Besten,
um Autoren zu testen
die - verborgen - nur Nummern hier führen.
Immer wieder mit Spannung erwartet:
Wenn am Anfang des Monats gestartet,
dann am Sechsten verkündet,
Stimmenfeuerwerk zündet:
Monatssieger, wie diesmal geartet?
Dichten, feilen, dann noch besser schreiben,
damit kann man viel Zeit sich vertreiben.
Bleibt zu hoffen, im nächsten
Monat, offen am Sechsten,
würd' mein Beitrag als Sieger verbleiben!
Man verfolgt dann gespannt, wer wann neu
in der Jury erscheint oder treu
jeden Monat dabei war
und versucht allerlei gar,
um zu trennen vom Weizen die Spreu.
Das Autoren-Erraten ist schwer,
da hilft Stilanalyse mal mehr,
meistens weniger aber
(Analysen-Gelaber),
nur die Queen blickt da tiefer bisher.
BILLIGFLIEGER
Ständig Fremdgeh’n nicht länger verzeihen mehr
wollte Lisa dem Fritz, was den Zweien sehr
schweren Kummer gemacht,
deshalb floh’n sie bei Nacht
und flog’n auf und davon gleich mit Ryanair!
Kaum gelandet am Airport in Pisa
tröstet Bruno schon zärtlich die Lisa
zwar geht manches hier schief,
doch empfindet er tief
und sieht Lisa, wie Fritz sie noch nie sah.
Fritz alleine fliegt derweil nach Prag
und trinkt dort dreizehn Bierchen am Tag.
Noch kann er’s gar nicht fassen:
“Sie hat echt mich verlassen.
Woran das wohl nun letztlich nur lag?“
Sagt am Morgen zum Bruno in Pisa:
“Du, ich flieg wieder heim jetzt,“ die Lisa,
“der Entschluss fiel zwar schwer,
doch der Flug kost’ nicht mehr
als ein Taxi von Meißen nach Riesa!“
Nun ham beide recht viel zu berichten,
von den Billigflugreisegeschichten:
“Künftig nur noch als Paar
und für das, was mal war,
muss nun keiner mehr Lügen erdichten!“
Der
Anton, der reiste durch Südtirol
und fühlte sich - zwar oft sehr müd' - hier wohl.
Er startet am Brenner
und wirkt dann, als Kenner,
stets nur um die Damen bemüht, frivol!
Wieder mal übern Brenner nach
Sterzing,
weil an Südtirols Madeln sein Herz hing,
fuhr der Anton bis Brixen,
um Francesca zu trixen,
die ins Bett nur für Schmuck oder Nerz ging.
Dann im Pustertal, hinten in Toblach,
sagte Kitty, als sie sich erhob, schwach:
"Du bist wirklich der Beste
meiner männlichen Gäste!"
Anton lag noch ganz matt von dem Lob flach.
Durch das Höhlensteintal über Schluderbach
wurde Anton noch mal bei 'nem Luder schwach
nur für ein Intermezzo
in Cortina d'Ampezzo
und spielt hinterher noch mit 'nem Bruder Schach.
Dolomitentour weiter bis Klausen,
wo die Brüder im Kloster wohl hausen,
auch in Bozen, Meran,
Dorf Tirol, nebenan
macht der Anton gern liebevoll Pausen.
Nun zurück durchs Passeiertal schnaufen,
mehr als zweitausend Meter hoch, Jaufen
heißt der Pass und das Tal
das nach Sterzing, noch mal
unsern Anton bringt: Bestens gelaufen.
Peter
Schwenn
Die
Sp-i(e)gelei …
Es sah einst ein männlicher Igel
sein Konterfei erstmals im Spiegel;
er fand sich nicht nett,
rasiert` sich komplett,
saß nackt hinter Schloss bald und Riegel.
Nie wieder versprach er zu flitzen,
braucht stachellos nicht lang zu sitzen,
woran `s ihm gebrach
wuchs schnell wieder nach. –
Der Wärter schätzt heut` noch die Spitzen.
Erst wollt` ihn der Bruder verhöhnen,
dann selbst durch Rasur sich verschönen;
sein Weib war entzückt,
den Nackten sie drückt, –
laut tönte sein lustvolles Stöhnen.
Dies hörten auch Menschen wie Affen:
`Bleib, wie die Natur dich geschaffen`
war ihre Moral,
erspar dir viel Qual,
lass unrasiert gern dich begaffen.
Lutz
Menard
Frohe
Osternachten!
(Eine fast wahre Limerick-Geschichte)
Auf ´nem Christkindl-Markte in Bayern
wollten Niklas und Ruprecht froh feiern.
Doch da saß an dem Orte
so ein Has´ an der Pforte
und bewarf sie mit fauligen Eiern!
Da sprach Niklas zu seinem Duz-Freunde:
"Es befremdet mich diese Gemeinde!"
Und Knecht Ruprecht, sein Büttel,
kam mit Rute und Knüttel
und erschlug jene Hasen wie Feinde.
Und so tafelt' das ruppige Paar
dann von Weihnacht bis hin zu Neujahr
so viel Hasen, sprich: Braten,
dass - man kann ´s wohl erraten -
dann zu Ostern kein Has´ übrig war!
Ja, so geht ´s mit den Festen von heute,
und ihr merkt ´s gar nicht mehr, liebe Leute:
Alle fressen sich auf
in schier endlosem Lauf
und sie dienen Kommerz nur als Beute!